Pinocchio ist allgegenwärtig
Im Herbst 2020 von Dr. Luis Fuchs
Ein Strom von Informationen unterschiedlichster Qualität ergießt sich in den sozialen Medien über uns. „Wir erleben nicht nur die Virus-Pandemie, sondern auch eine Infodemie“, erklärt der renommierte Medienexperte Bernhard Pörksen von der Universität Tübingen. Mit Falschmeldungen, bizarren Verschwörungstheorien und Schönfärbereien werden wir tagtäglich über die Kommunikationskanäle überschüttet. Esoteriker und Impfgegner bedienen sich pseudowissenschaftlicher Gesundheitstipps, um uns zu indoktrinieren. Anhand von Bildern mit leeren Krankenbetten versucht man, die Pandemie strikt zu leugnen. Dem Beispiel der Chinesen folgend wird das Essen von Knoblauch empfohlen, es sei ein wirksames Mittel gegen diese harmlose Grippe.
Das Kofferwort „Infodemie“ setzt sich aus „Information“ und „Epidemie“ (vom Griechischen „epidemia“ – verbreitete ansteckende Krankheit) zusammen. Die Vielzahl an Informationen macht es den Menschen nicht leicht, zwischen Mythen und Fakten zu unterscheiden. Mehr Information mache nicht automatisch mündiger, weiß der Medienexperte Pörksen, man greife auf der Suche nach Orientierung auf das zurück, was man ohnehin glauben möchte. Auf „alternative Fakten“ und „Fake News“ sind Wähler hereingefallen, was Trump zusätzliche Wählerstimmen einbrachte.
Dass Gedrucktes erfahrungsgemäß nicht immer der Wahrheit entspricht, besagt die Wendung „Lügen wie gedrückt“; dieser Redensart hat sich bereits Adelbert von Chamisso Anfang des 19. Jahrhunderts bedient. Zum Unwort des Jahres 2014 wurde das Schlagwort „Lügenpresse“ von der „Gesellschaft für deutsche Sprache“ gekürt. Immerhin halten 42 Prozent der Bevölkerung die deutschen Medien alles in allem für „nicht glaubwürdig“ und 20 Prozent sprechen gegenüber den Medien ausdrücklich von Lügenpresse, bestätigt die „Bundeszentrale für politische Bildung“.