Reden im Leerlauf
Im Herbst 2018 von Dr. Luis Fuchs
„Es wird dann kommen, was kommen wird“, resümierte letzthin der Redakteur des RAI-Senders Bozen im Pressespiegel auf das Dilemma, wer wohl der nächste Koalitionspartner der SVP sein würde. Der Bemerkung fehlt hier der inhaltliche Kern, was der Floskel gleichkommt: Nichts Genaues weiß man nicht.
Es gibt Sätze, auf die man getrost verzichten kann. „Ich will gar nicht davon reden.“ Bei dieser Aussage kommt einem der Vergleich mit dem Autofahrer in den Sinn, der das Fahrzeug zwar startet, aber keinen Gang einlegt. „Ich habe mich über ihn irrsinnig geärgert, dass ich es nicht beschreiben kann.“ Einem, der das Unbeschreibliche einmal unbeschrieben lässt, gebührt ein Kompliment.
Enthalten Aussagen überflüssige, für die Information nicht notwendige Wörter, handelt es sich um eine sog. „Redundanz“. Die Bezeichnung bedeutet Überfluss, Weitschweifigkeit, Wortschwall. „Es war ein aktiv tätiges Mitglied“, hieß es bei der Ehrung eines langjährigen Vereinsmitgliedes. Wer aktiv sich beteiligt, muss ja auch tätig sein, im Unterschied zu einem inaktiven Mitglied. Handlungen galten früher einfach als „Aktionen“; sie werden heute zu „Aktivitäten“ und gar zu „Aktivitätigkeiten“ auf das Maximum gesteigert. „Ganz ehrlich gesagt bin ich nicht Ihrer Meinung.“ Der Sprecher suggeriert einem, der Rest seiner Aussagen könnte nicht der Wahrheit entsprechen.
„Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut.“ Mit dem berühmten Ausspruch macht Karl Valentin den alltäglichen Spagat zwischen Wunsch, Zwang und Resignation bewusst; die Modalverben „mögen“, „wollen“, „dürfen“ setzt er ganz gezielt ein.