So ist Fußball: Manchmal gewinnt der Bessere
Im Sommer 2018 von Dr. Luis Fuchs
„Da wird der Fußball mit Füßen getreten“, klagte der Kabarettist im Radio Bayern 2 nach der WM-Auftaktniederlage für den Weltmeister Deutschland. „Mal verliert man, mal gewinnen die anderen“, legte der Sprecher zynisch noch eins drauf. Die Abschlussvorstellung der DFB-Elf wurde vom Kicker-Sportmagazin als „Zeitlupen-Fußball“ und „Schlafwagen-Fußball“ abgestuft. Welcher Spieler der deutschen Nationalmannschaft wird „die Fußballschuhe an den Nagel hängen“?
Der Sprache des Fußballs bedienen sich beileibe nicht nur Spieler, Trainer und Fans, ihre Begriffe haben längst in die Alltagssprache Eingang gefunden. Merkel „zeigt Seehofer die Rote Karte“ und scheint „auf Zeit zu spielen“; die Schlagzeilen verstehen wir auf Anhieb, ohne in der Welt des Fußballs bewandert zu sein. Wenn Journalisten über Politik berichten, fühlt man sich ins Stadion versetzt. Da ist die Rede von Politikern, die „gegen den Abstieg kämpfen“, „am Ball bleiben wollen“, „ein Eigentor schießen“ und „zurückgepfiffen“ werden.
Besonders versiert im Fußball-Jargon stellen sich Trainer und Spieler an, wenn sie sich genötigt sehen, für einen wenig geglückten Ausgang eines Spieles eine plausible Erklärung abzugeben. „Verlieren ist wie gewinnen. Nur umgekehrt“, versuchte Andreas Möller ein Ergebnis zu rechtfertigen. „Wenn man keine Tore macht, ist es ganz schwer, ein Spiel zu gewinnen“, beteuerte der Trainer Reinhold Fanz; damit hat er wohl jeden überzeugen können. „Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu“, klagte der vergrämte Bundesligastürmer Jürgen Wegmann.
Die Prinzipien der Logik scheinen in der Welt des Fußballs außer Kraft gesetzt. „Ja gut, es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage“, folgerte Franz Beckenbauer. „Wenn man ein 0:2 kassiert, dann ist ein 1:1 nicht mehr möglich“, rechnete sich der Trainer Aleksandar Ristic aus. Sollte ein Sieg von allen Optionen die letzte sein, ist für Hans Krankl ein positives Ergebnis fast auszuschließen: „Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär.“