Taschentuchbaum und Blumen-Hartriegel
Im Frühling 2012 von Dr. Wilhelm Mair
Taschentuchbaum
Im April blühen in Parkanlagen und privaten Gärten zwei Gehölze, die mit ihrem eindrucksvollen Schauapparat, der die Insekten anlocken soll, besonders hervorstechen; im Herbst fallen sie wegen der prächtigen Verfärbung der Blätter auf: der Taschentuchbaum oder Taubenbaum (Davidia involucrata Baill.) und der Blumen-Hartriegel (Cornus florida L.). Beide Gehölze gehören zur Familie der Hartriegelgewächse (Cornaceae).
Beim Taschentuchbaum stehen um die Blütenstände herum zwei auffällige, ungleich große, weiße Hochblätter, die sich beim leisesten Windhauch bewegen und aussehen wie an den Ästen hängende Taschentücher. Er wird auch Taubenbaum genannt, weil man von weitem den Eindruck hat, als habe sich ein Schwarm weißer Tauben in den Zweigen niedergelassen.
Der Baum hat seine Heimat in den feuchten Gebirgsregionen Mittel- und Westchinas und wurde vom Jesuitenpater Armand David im Jahre 1868 entdeckt; ihm zu Ehren wurde die Gattung Davidia genannt. 1897 gelangten Samen nach Frankreich und 1906 blühte in einem botanischen Garten bei Orléans der erste Taubenbaum Europas.
Der Taschentuchbaum ist ein laubabwerfender Baum mit einer aufwärtsstrebenden, breiten und kegelförmigen Krone. In seiner Heimat wird er bis zu 20 m hoch. Die wechselständigen, rötlich gestielten, herzförmigen Blätter ähneln Lindenblättern. Die Blattunterseite ist seidig behaart und die Blattränder sind gezähnt bis gesägt. Zugleich mit den Blättern erscheinen im April auf der ganzen Länge der Zweige in großer Anzahl die Blüten. Die gegenständigen, „taschentuchähnlichen“, weißen Hochblätter sind ganzrandig oder gesägt und unterschiedlich groß: das größere, hängende ist bis zu 16 cm groß, das kleinere ist etwa halb so groß. Die einzelnen Blüten sind sehr unauffällig und schmucklos, da sie keine Blütenblätter haben. Sie sitzen zu vielen in dichten, kugeligen Blütenständen, die zahlreiche männliche, purpurfarbene Staubblätter und meist nur eine zwittrige Blüte enthalten. Aus dieser entsteht im Herbst die grüne, später purpurrote, eiförmige, walnussgroße und steinharte Frucht, die am 10 cm langen, roten Stiel hängt.
Vorkommen: Ein etwa 50 Jahre altes, beeindruckendes Exemplar steht im Garten der Villa Rieder in der Verdistraße, junge Bäume stehen im hinteren Abschnitt der Winterpromenade, in der Meinhardstraße vor der Turnhalle der Segantini-Mittelschule; der Taschentuchbaum würde es verdienen, öfter angepflanzt zu werden.