„Diese gesegneten Gefilde“
Richard Strauss beim 1. Meraner Musikfest 1922
Im Winter 2012 von Dr. Ferruccio Delle Cave
Der 1864 in München geborene Richard Strauss reiste gern und viel, seit den 40er-Jahren auch in seinem nagelneuen Mercedes. Bereits 1886 besuchte er auf einer ausgedehnten Kulturreise die bedeutendsten Zentren Italiens. Er hatte auch schon die Kurstadt Meran kennengelernt, als er am 3. Oktober 1922 im Rahmen des „1. Meraner Musikfestes“ als Klavierbegleiter der international geschätzten Sopranistin Lotte Schöne im Kursaal auftrat. Die Wiener Sopranistin sang ein Programm mit Liedern von Richard Strauss, die der Komponist selbst am Klavier begleitete. Es war der Abschlussabend der vom Kurarzt Adolf Wilhelm Schmidt ins Leben gerufenen „Musikfeste“.
Richard Strauss: Es gibt unzählige Fotos von ihm, Filmschnitte, Lebenszeugnisse in Fülle, und doch können wir uns nur schwer ein Bild von ihm machen. Klischees herrschen vor: Strauss, der Weltmann, der doch bodenständiger Bajuware blieb, der Skatspieler und Spross eines kultivierten Münchener Hauses, ein Genießer, der sich dann in den 30er-Jahren als Präsident der Reichsmusikkammer auch kompromittierte. Über den Grad der Komplexität dieses Lebens und Wirkens geben seine zahlreichen Kompositionen und zahllosen Briefe ein beredtes Zeugnis. Zur Zeit seines viel beachteten Konzerts im Meraner Kursaal war er bereits durch seine Tondichtungen und Opern weltweit ein überaus bekannter Komponist. Im Jahre 1922 fungierte Richard Strauss noch als Leiter der Wiener Staatsoper und war maßgeblich an den „Salzburger Festspielen“ beteiligt. Die Chronik verzeichnet die Premiere der „Josephslegende“ in Wien. Er bekundete da schon großes Interesse an einem neuen Libretto auf eine Dichtung seines kongenialen Librettisten Hugo von Hofmannsthal: „Die ägyptische Helena“. 1922 wurde Richard Strauss nicht zuletzt auf Betreiben Hofmannsthals Präsident der Salzburger Festspiele, die seit 1920 bis heute eines der wichtigsten Musikevents der Welt darstellen. Als Staatsoperndirektor arbeitete er 1922 unter anderem auch an einer Neuinszenierung von Wagners „Fliegendem Holländer“.
Meran 1937 – 1940:
Arbeit an der Oper „Die Liebe der Danae“
Strauss verabschiedete sich 1931 von Wien und lebte bis zu seinem Tod im Jahre 1950 als freier Komponist in der Strauss-Villa in Garmisch. Im März 1937 wählte er einen Text aus dem Hofmannsthal-Nachlass aus, um daraus eine Oper zu gestalten, die in mehrmaligen Aufenthalten auch in Meran entstanden ist; so wohnte und arbeitete er vom 3.10. bis 26.10.1937 im Parc-Hotel (ehemals Parkhotel Panzer, später Böhler-Klinik in Obermais), von wo aus er an seinen Biografen Willi Schuh schreibt: „Ich bleibe bis Ende des Monats hier – falls Sie Ihr Weg einmal in die Nähe dieser gesegneten Gefilde führen sollte. Ab November geht es weiter südwärts nach Taormina“.
Ihm zu Ehren bestritt die Meraner Kurkapelle unter der Leitung von Max Reiter ein Konzert mit seiner symphonischen Dichtung „Tod und Verklärung“. Im Frühjahr 1938 ging es so richtig an die Arbeit der „Liebe der Danae“, einer „heiteren Mythologie“ in drei Akten op. 83 nach einem Entwurf von Hugo von Hofmannsthal. In zahlreichen Briefen aus Meran an den Intendanten der Wiener Staatsoper, Joseph Gregor, lässt uns Strauss teilhaben am Entstehungsprozess dieses späten Werkes: Im ersten Akt wünschte Strauss mehrere Änderungen: „Aber auch im ersten Akt muß Danaes Schwanken zwischen dem Manne, der in dem geliebten Gold kommt (Jupiter, in dem sie den Gott ahnt) und Midas, der ihr als Mensch sympathisch ist, zum Ausdruck kommen.... Besten Dank für Ihre Nachrichten. Ich bleibe bis etwa 25. April hier und werde mich freuen, wenn Sie mich in der Charwoche auf ein paar Tage hier besuchen wollen. An beiliegenden Notizen ersehn Sie, was mir nicht recht gefällt!“