Wird man durch Schaden klug?
Im Frühling 2020 von Der Stieglitz
Stieglitz erlebt gerade eine höchst spannende, aufregende und systemverändernde Zeit: Seit Corona ist alles anders. Aber heißt das, dass vorher alles besser war?
Der Zustand vorher war wohl, in Anklang an Sigmund Freud, ein „Unbehagen im Wohlstand“. Ja, wir alle lebten in unserem schönen Südtirol gesichert im Wohlstand, doch beinahe jede/r litt unter Leistungsdruck, Stress. Konsum im Überfluss und wenig oder keine Befriedigung. Das Glück, einfach da zu sein, hatten viele verlernt. Gut leben – dazu gehörten notwendigerweise das ständig Neue, der Event, die Steigerung.
Der sogenannte „Lockdown“ hat uns in einen Ausnahmezustand versetzt und gezwungen, umzudenken. Wird etwas davon bleiben? Schon die ersten Lockerungen zeigen, dass viele Menschen nahtlos da anknüpfen wollen, wo sie zu Beginn der Krise aufhören mussten, und dass sie gerne wieder beschleunigen würden, und zwar von 0 auf 100. Noch wissen wir nicht, ob das alles gut ausgeht. Ob sich etwas Grundsätzliches an unserer Lebensweise ändern wird?