Editorial 08/2018
Im Frühling 2018 von Eva Pföstl
Es ist allgemein bekannt, dass UNESCO eine Liste des Weltkulturerbes führt, welche die schönsten und gefährdetsten Gebäude und Naturlandschaften der Welt erfasst. So soll gemäß Bürgermeister Rösch auch der Tappeinerweg von Meran zum UNESCO-Kulturerbe ernannt werden. Zum immateriellen Kulturerbe gehören aber auch Kulturformen wie Kochtraditionen, Tänze oder traditionelle Faschingsumzüge wie z.B. der Traminer Egetmann-Umzug, der ebenso in die UNESCO-Liste aufgenommen werden möchte. Viele von uns wissen jedoch nicht, dass auch das Fachwissen über traditionelle Handwerkstechniken als Teil des immateriellen Kulturerbes gilt. Die Grenzen zwischen Handwerk, Kunsthandwerk und Volkskunst sind oft fließend. Zum Glück ist traditionelles Handwerk in Südtirol noch tief verwurzelt. Während anderswo ganze Berufszweige und das damit verbundene Wissen und Können vom Aussterben bedroht sind, besinnt man sich in unserem Lande darauf, diesen negativen Tendenzen entgegenzuwirken. Dies nicht nur als nachhaltige Antwort auf die Massenproduktion globaler Märkte und auf überbordendes Konsumverhalten, sondern auch im Hinblick auf ein sinnvolles und erfolgversprechendes Ausbildungs- und Berufsangebot für die kommenden Generationen. Traditionelles Handwerk leistet zudem einen wichtigen Beitrag zu ökonomischer, ökologischer, sozialer und kultureller Nachhaltigkeit. Darüber hinaus trägt es wesentlich zur internationalen Wahrnehmung Südtiroler Kultur bei. Traditionelles Handwerk braucht öffentliches Bewusstsein für seinen gesellschaftlichen Wert, um erhalten zu bleiben. In unserer Titelgeschichte stellen wir Ihnen alte Handwerkskunst mit neuen Interpretationen vor: die einzige Federkielstickerei der Stadt Meran in Obermais.
Gute Lektüre!