Editorial 21/2021
Im Herbst 2021 von Eva Pföstl
Noch bis zum 6. November ist in der Villa Freischütz in Meran-Obermais die Ausstellung „Der äthiopische Mantel“ zu sehen. Die Ausstellung greift die Debatte um die Rückgabe von kolonialen Museumsobjekten auf. Bereits vor 40, 50 Jahren wurde in Europa über die Rückkehr von Plastiken und Masken aus den Museen nach Afrika diskutiert, was jedoch in den folgenden Jahrzehnten erfolgreich verdrängt wurde. 1965 rief etwa der in Senegal lebende Dichter und Magazinherausgeber Paulin Joachim zur Rückgabe der schwarzafrikanischen Kunst auf – und machte sich schon damals über die Ausflüchte der europäischen Politiker und Kunstbetriebsmenschen lustig, die sich als Beschützer der Kunst Afrikas vor Termiten und Würmern brüsteten, während sie Zehntausende Kunstwerke ungesehen in Kisten und Tüten in den Kellern ihrer Museen vor sich hin gammeln ließen. Es gab Initiativen vor den Vereinten Nationen und in den 70er-Jahren auch eine UN-Resolution – ausgerechnet die ehemaligen Kolonialmächte wie Frankreich, Großbritannien und Deutschland enthielten sich der Stimme. Es folgten weitere Bemühungen etwa der Unesco oder einzelner afrikanischer Staaten, jedes Mal scheiterten sie. Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy ist die wichtigste wissenschaftliche Stimme in der Debatte um die Rückgabe afrikanischer Kunstwerke. Sie hat Präsident Macron beraten und die koloniale Geschichte erforscht. Lesen Sie ihr gut recherchiertes Buch "Afrikas Kampf um seine Kunst" und besuchen Sie die Ausstellung in der Villa Freischütz. Es lohnt sich!
Dem neuen Bürgermeister wünscht das gesamte Redaktionsteam viel Erfolg für eine prosperierende Zukunft unserer Stadt.