Der Graue Star – unterschiedliche Therapieansätze
Im Herbst 2018 von Dr. Andreas Pichler
Die Katarakt – der Gaue Star – ist die weltweit häufigste Erblindungsursache und dessen Behandlung – die Katarakt-Operation – ist der weltweit häufigste chirurgische Eingriff. Jeder Mensch, der ein höheres Lebensalter erreicht, wird irgendwann einen Grauen Star, das heißt eine Eintrübung der Augenlinse entwickeln. Wie wichtig das Thema ist, zeigt auch der Umstand, dass jeder von uns mindestens einen Bekannten hat, der schon eine Katarakt-Operation erfahren hat. Entsprechend viel wird darüber geredet und leider auch manchmal falsch verstanden. So gibt es den einen Nachbarn, der jetzt wieder lesen und schreiben kann, während zum Beispiel die Großtante nach wie vor Hilfe braucht, da sich ihre Sehfähigkeit nach der Operation kaum verbessert hat.
Auch wenn der Eingriff in der Regel derselbe ist, so kann die Ausgangssituation bei jedem Menschen komplett anders sein. Viele Menschen leiden unter einer mehr oder weniger fortgeschrittenen Makuladegeneration, bei der die zentrale Netzhaut geschädigt ist. Vergleichbar ist diese Erkrankung mit einem Fotoapparat, bei dem man zwar die Linse putzen kann – beim Menschen entspräche dies einer Grauen-Star-Operation –, aber wenn der Film überbelichtet oder defekt ist – dies entspräche der Netzhaut –, wird kein Foto entstehen.
Auch bei völlig gesunden Augen kann das Ergebnis sehr unterschiedlich sein. Dies erklärt sich zum einen mit der Wahl der implantierten Kunstlinse, zum anderen auch mit der vorbestehenden Fehlsichtigkeit. So wird der Augenchirurg bei einem kurzsichtigen Patienten, der immer ohne Brille hat lesen können, nach Absprache mit dem Patienten eine Kunstlinse wählen, damit dieser bisher angenehme Zustand auch zukünftig bestehen bleibt. Für die Ferne wird aber weiterhin eine Brille benötigt.
Andererseits will man einem weitsichtigen Patienten ein Sehen in der Ferne ohne Brille ermöglichen und dafür eine Lesebrille für das Sehen in der Nähe anraten.