Fehlstellungen des Augenlides
Im Winter 2014 von Dr. Andreas Pichler
Ein sehr häufiges, gerade im fortgeschrittenen Alter auftretendes Augenleiden sind die Lidfehlstellungen. In diese Kategorie gehören zwar eine Vielzahl von möglichen Defekten der Augenlider, am häufigsten sind jedoch zwei Untertypen, nämlich das Entropium und das Ektropium.
Ein Entropium besteht, wenn sich das Augenlid nach innen dreht. Dies geschieht fast ausnahmslos im höheren Lebensalter. Das Gewebe um das Auge herum wird vom sogenannten Orbicularis-Muskel umspannt. Dieser liegt nicht einfach lose auf dem Auge, sondern wird durch sogenannte Gewebssepten unterteilt und fixiert. Verdünnen oder rarefizieren sich diese Septen im Laufe des Lebens, so rutscht ein Teil des Orbicularismuskels, jener am Unterlid, nach oben und verursacht das Einwärtsdrehen des Lides. Dies hat bei Nichtbehandlung schwerwiegende Folgen, denn mit dem Lid drehen sich auch die Wimpern ins Auge (Trichiasis) und können die Hornhaut, unter starken Schmerzen, dauerhaft schädigen.
Beim Ektropium dreht sich das untere Augenlid nach außen. Das Gewebe verliert im Laufe des Lebens an Elastizität; die Schwerkraft zieht das Unterlid nach unten. Das Auge beginnt zu tränen, da das untere Tränenpünktchen am Unterlid nicht mehr am Auge anliegt und damit seiner Funktion beraubt wird. Ein Teufelskreis beginnt. Durch das lästige Tränen und anschließende Wischen am Lid, wird das Gewebe noch weiter gedehnt und gestreckt. Das Unterlid wird zunehmend „laxer“, sodass auch die Benetzung des Auges in Mitleidenschaft gezogen werden kann.
Zum Glück gibt es sowohl beim Entropium als auch beim Ektropium medizinische Hilfe in Form einer Operation.
Einfacher ist in der Regel die Entropium-Operation, bei der unter lokaler Anästhesie drei „Stützfäden“ -sogenannte Schöpfernähte - gesetzt werden. Der gesamte Eingriff dauert wenige Minuten.