Schielen – nur ein Schönheitsfehler?
Im Sommer 2018 von Dr. Andreas Pichler
Wenn man mit beiden Augen nicht geradeaus schauen kann, spricht man von Schielen. In Europa leiden etwa fünf bis sieben Prozent aller Kinder an einem behandlungsbedürftigen Schielen.
Beim kindlichen Schielen wird das Sehen des schielenden Auges vom Gehirn unterdrückt. Dies ist ein natürlicher Schutzmechanismus des Körpers, denn ansonsten würde das Kind doppelt sehen. Bei dauerhaftem, nicht behandeltem Schielen kommt es in Folge zu einer permanenten Sehminderung des schielenden Auges. Man spricht dabei von Schwachsichtigkeit. Umso wichtiger ist es deshalb, rechtzeitig zu handeln und bereits im Kleinkindesalter entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Glücklicherweise gibt es in Südtirol eigens geschultes medizinisches Personal, das routinemäßig frühkindliches Schielen untersucht und eine Art Screening im Vorschulalter vornimmt. Auch Kinderärzte führen Sehtests durch und sind enorm wichtig bei der frühen Erkennung von Augenproblemen.
Der Augenarzt in Zusammenarbeit mit dem Orthoptisten muss anschließend überprüfen, ob und wie das Schielen zu behandeln ist. Manchmal genügt tatsächlich nur die Verordnung einer Sehbrille, in anderen Fällen muss abwechselnd ein Auge abgeklebt werden, um das andere, schwache Auge zu stärken.
Das Schielen beeinträchtigt auch das dreidimensionale Sehen, die sogenannte Tiefenwahrnehmung. Bestimmte Berufe wie zum Beispiel bei der Bahn oder in der Luftfahrt dürfen bei bleibenden Defekten nicht ausgeübt werden.