Meraner Straßen und ihre Geschichte
Freiheitsstraße
Im Frühling 2021 von Dr. Johannes Ortner
Die Freiheitsstraße ist die Vorzeigestraße Merans. Entlang dieser Achse spielt sich ein großer Teil des gesellschaftlichen Lebens der Kurstadt ab. Nachtcafés, Restaurants und Geschäfte bilden Anziehungspunkte für Jung und Alt und laden zum abendlichen Flanieren ein.
Die Freiheitsstraße besteht eigentlich aus zwei Straßen: aus der oberen Freiheitsstraße in geschlossener Bebauung mit den öffentlichen Gebäuden Kurhaus und Theater und der unteren Freiheitsstraße in offener Bebauung, den Villen mit ihren Vorgärten, den ehemaligen Grand Hotels und der schönen Allee aus hellen Platanen.
Am Rande der niederen Stadtmauer verlief ursprünglich die Landstraße, womit allgemein überörtliche Verkehrsachsen bezeichnet wurden, auf denen neben den Waren auch die Post transportiert wurde. Daher wurde die Landstraße mitunter auch Poststraße genannt.
Mit der Errichtung des ersten Bahnhofs am heutigen Mazziniplatz (1881) erhielt die neu errichtete untere Freiheitsstraße den vorläufigen Namen Bahnhofsstraße (Adressbuch 1882). In dieser Zeit fertigten die Entrepreneure Musch & Lun einen Stadt-Erweiterungs-Plan an, nach dessen genauen Vorgaben Villen und Hotels entstanden, die heute noch großbürgerliches Flair verströmen.
Die geradlinig verlaufende Prachtstraße war dem renommierten k.k.Kurort Meran angemessen. Allein es fehlte ein würdiger Name, den man nur im Herrscherhaus Österreichs finden konnte und wollte: Habsburg. Das repräsentative Entrée der 1884 erstmals im Adressbuch aufscheinenden Habsburgerstraße bildete das Hotel Habsburgerhof (heute Bellevue, 1883 erbaut) und der Kaiserhof (1897 erbaut). Der Name Habsburgerstraße galt bis 1921 und ist im historischen Gedächtnis der Meraner verankert.
In diesem Jahr wurden sämtliche Benennungen nach österreichischen Herrscherhäusern verboten, somit erhielt die gesamte Straße die Bezeichnung Goethestraße, „damit der deutsche Charakter der Stadt auch dann noch gewahrt werde, wenn es einmal zu einer Verordnung der doppelsprachigen Straßenbezeichnung kommen sollte“, so die Begründung im Magistratsbeschluss vom 26.08.1921. Die Stadtväter sollten recht behalten: ab Oktober 1922 erscheint der Corso Goethe an erster Stelle.