Alfred Strohmer, FF Meran
Im Herbst 2021 von Eva Pföstl
MS: Seit wann gibt es die Freiwillige Feuerwehr Meran?
A. Strohmer: Im Jahre 1873 führte die Stadt eine neue und endgültige Feuerlöschordnung ein. Ein Jahr später wurde der Freiwilligen Feuerwehr Meran, welche 1868 gegründet worden war, die Turnhalle im Burghof überlassen, die erste Feuerwache der Wehr. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Entwicklung der FF Meran. Am 9. Juni 1925 wurde die Wehr, wie auch alle anderen Freiwilligen Feuerwehren Südtirols, durch ein Dekret der italienischen Präfektur aufgelöst und alle Löschgeräte, Uniformen und Ausrüstungen wurden enteignet. An die Stelle der Freiwilligen Feuerwehr Meran trat eine Gemeindefeuerwehr, die sich im Laufe der Zeit zu einer Berufsfeuerwehr entwickelte. Es herrschte aber damals eine gewisse Besorgnis, dass diese Wehr bei einem Großfeuer nicht genügt hätte. Im November 1943 gab die oberste Verwaltungsbehörde des Landes die Weisung, die FF wieder aufzubauen, welche dann bis nach dem Krieg mit der Berufsfeuerwehr zusammenarbeitete. Uniformen und Geräte, welche 1925 beschlagnahmt worden waren, bekam man nicht mehr zurück. Die Berufsfeuerwehr Meran wurde dann 1953 endgültig aufgelöst. Seit damals versieht die FF Meran den Brandschutzdienst in Meran.
MS: Wie viele Mitglieder haben Sie?
A. Strohmer: Zurzeit sind wir 65 aktive Mitglieder. Außerdem haben wir noch 12 Jugendliche im Alter von 12-16 Jahren in der Jugendgruppe.
MS: Wie funktioniert eure Feuerwehr? Wie seid ihr organisiert?
A. Strohmer: Unsere Wehr ist eine Stützpunktwehr. Aus diesem Grunde verfügen wir über einige Spezialfahrzeuge (wie z.B. eine Drehleiter), die im gesamten Burggrafenamt zum Einsatz kommen. Außerdem verfügen wir über eine Funkzentrale, die für alle 6 Wehren der Stadt sowie für den Bezirk Dienste verrichten. Dieser Umstand erleichtert unsere Arbeit sehr, denn die Anzahl der Einsätze ist sehr hoch und würde die Freiwilligkeit an ihre Grenzen bringen. Ansonsten sind wir gleich wie alle anderen Wehren im Land organisiert. Jeder Mann setzt sich für das Allgemeinwohl ein und versucht, sich bestmöglich einzubringen. Dafür möchte ich mich bei meiner Mannschaft bedanken und ihr ein großes Lob aussprechen.
MS: Was hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert?
A. Strohmer: Es hat sich sehr viel verändert. Vor allem die Technik hat uns die Arbeit sehr erleichtert. Es sind immer weniger Brandeinsätze und immer mehr technische Hilfeleistungen. Schwere Verkehrsunfälle standen in der Vergangenheit jedes Wochenende auf der Tagesordnung. Die Autos sind deutlich sicherer geworden und dadurch werden wesentlich weniger Menschen verletzt.
MS: Ihr seid eine Freiwillige Feuerwehr und arbeitet alle ehrenamtlich. Bekommt man den Dank dafür zurück?
A. Strohmer: In Meran ist es so, dass viele Leute glauben, dass wir Berufsfeuerwehrleute sind. Sobald wir das richtigstellen, sind sie verwundert. Dank? Ja, davon lebt jeder Freiwillige und sehr viele Leute bringen ihn zum Ausdruck, was uns immer wieder freut.
MS: Wie viel Zeit investieren Sie als Kommandant für die Feuerwehr?
A. Strohmer: Ich habe eine Doppelfunktion, einerseits bin ich der Kommandant der Feuerwehr Meran und andererseits bin ich delegierter Kommandant der 6 Wehren von Meran. Ich bin wöchentlich ein paar Tage für die Feuerwehr unterwegs. Man kann fast sagen, dass es ein zweiter Job ist.
MS: Sie setzen sich freiwillig oft großen Risiken aus. Warum?
A. Strohmer: In dem Moment, wo wir zu einem Einsatz fahren, denken wir nicht an die Gefahr, auch weil man keine Zeit hat, sich darüber Gedanken zu machen. Der Einsatz, die Rettung und was zu tun ist, stehen im Fokus und das Helfen ganz oben. Unsere gute Ausbildung ist hierbei wesentlich und eine absolute Grundvoraussetzung, da man sich oftmals wirklich großen Gefahren aussetzt.