Bürgermeisterkandidat Gerhard Gruber
Im Winter 2015 von Helmuth Tschigg
Bei den Vorwahlen im Stadtkomitee der Südtiroler Volkspartei hat Gerhard Gruber die meisten Stimmen für eine Kandidatur bei den kommenden Bürgermeisterwahlen bekommen, gefolgt von Gabriele Strohmer und Peter Enz. Wir führten mit Gerhard Gruber ein Gespräch.
Meraner Stadtanzeiger: Wer ist Gerhard Gruber? Können Sie sich kurz vorstellen?
Gerhard Gruber: Ich habe in Innsbruck Naturwissenschaften mit Schwerpunkt Mikrobiologie studiert und dann in unterschiedlichen Managementpositionen im privaten Gesundheitsbereich gearbeitet. Ich bin jetzt 54 Jahre alt und Vater von drei Buben.
Stadtanzeiger: Sie sind Präsident der Stadtwerke Meran und Geschäftsführer der Marienklinik in Bozen. Das sind zwei verantwortungsvolle Posten, was reizt Sie, nun als Bürgermeister anzutreten?
Gerhard Gruber: Es gibt für mich mindestens drei besondere Gründe für diese Kandidatur. Erstens ist mir Meran eine Herzensangelegenheit. Ich bin mit Herz und Seele Meraner, bin auch nach dem Studium und nach verschiedenen Stationen wieder nach Meran zurückgekommen und bin glücklich, hier leben zu können. Meran ist eine überaus lebenswerte Stadt und jetzt möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, dass wir diese hohe Lebensqualität auch für die Zukunft erhalten. Zweitens möchte ich die Erfahrungswerte, die ich in verschiedenen Führungspositionen in den letzten 20 Jahren sammeln konnte, nun auch für das Allgemeinwohl nutzen und sie jetzt meiner Stadt zur Verfügung stellen. Der dritte Beweggrund für meine Kandidatur sind die parteiinternen Spannungen, die die Politik der Meraner SVP in den letzten Jahrzehnten charakterisiert haben. Ich möchte mit meinem persönlichen Engagement dazu beitragen, diese alten Grabenkämpfe aufzulösen. Ich stehe für einen Neubeginn und die Befriedung innerhalb der Partei.
Stadtanzeiger: Das Bürgermeisterhonorar interessiert Sie nicht?
Gerhard Gruber: Das Honorar kenne ich nicht einmal ganz genau, aber nach dem, was mir berichtet wurde, wird es für mich keinen finanziellen Mehrwert bedeuten. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Ich freue mich, in den nächsten Jahren die Stadt mitgestalten zu können.
Stadtanzeiger: Meran hat eine Besonderheit, da sind die zwei gleich großen Volksgruppen. Wie wollen Sie beiden Gruppen gerecht werden.
Gerhard Gruber: Ich bin Mitglied der SVP und diese muss in Meran mit italienischen Parteien Koalitionen eingehen. Aber als Bürgermeister fühle ich mich natürlich als Ansprechpartner für alle Meraner Bürger und möchte nicht nur eine Gruppe vertreten.
Stadtanzeiger: Glauben Sie, dass Sie auch von den Italienern Stimmen bekommen werden?
Gerhard Gruber: Auf alle Fälle. Wir haben ja alle auch viele Freunde im italienischen Bereich.
Stadtanzeiger: Meran hat nicht nur zwei gleich starke Volksgruppen, sondern auch rund 15 % Ausländer. Die meisten davon sind EU-Bürger und nur ganz wenige „Extracomunitari“.
Gerhard Gruber: Ja, das muss man differenziert sehen. In Meran leben sog. Ausländer, die in den Betrieben sehr gute Arbeit leisten, im Baugewerbe, …
Stadtanzeiger: Und im Gastgewerbe und bei den Bauern?
Gerhard Gruber: Ja und deshalb hat man ja auch Kontakt mit Ausländern und sieht, dass sie ganz normale Bürger sind, die sich gut integriert haben. Aber es gibt auch bei uns einige Randgruppen, die ungute Situationen und negative soziale Stimmung verursachen. Auf jeden Fall sollte man versuchen, nicht alle zu ghettoisieren. Die Ergebnisse in Deutschland und Frankreich zeigen uns, dass das nichts bringt und eher ins Gegenteil umschlägt. Bei Verstößen gegen unsere Gesetze müssen aber die Ordnungskräfte durchgreifen, damit unsere Bürger vor Eigentums- und Personendelikten geschützt werden und sich in der Stadt sicher fühlen können.
Stadtanzeiger: Viele Bürger sind der Meinung, dass die Stadtverwaltung viel für das Zentrum und wenig für die Peripherie tut.
Gerhard Gruber: Das ist nicht ganz so. Es stehen jetzt drei große Projekte an, die eine wichtige Rolle in der Stadtentwicklung spielen werden. Das erste ist die Neugestaltung des Bahnhofareales als Mobilitätszentrum mit einer Tiefgarage unter dem Prader Platz. Die gesamte Oberfläche soll attraktiver und bürgerfreundlicher gestaltet werden. Dieser Stadtteil ist von der Bausubstanz und seiner verkehrstechnischen Anbindung her sehr interessant, aber bis heute vernachlässigt worden, weil keine gute Verbindung zum Stadtzentrum besteht. Meine Vorstellung wäre, dass sich von den Lauben, über die Meinhardstraße bis zum Prader Platz eine Geschäftsstraße entwickelt. Zum Beispiel könnte beim ehemaligen Eislaufplatz ein permanenter Bauernmarkt mit einer Markthalle entstehen. Von der Alpinistraße würde sich dann eine Art Wiener Naschmarkt Richtung Stadtzentrum ziehen und diesen Zugang zum Herzen der Stadt aufwerten und mit neuem Leben füllen. Wer vom Mobilitätszentrum heraufkommt, wird von diesen Märkten förmlich angezogen und in die Stadt begleitet.
Stadtanzeiger: Und hier finden am Samstag der Bauernmarkt in der Galileistraße und demnächst noch einer in der Freiheitsstraße statt. Aber wie soll sich die Stadt sonst noch weiterentwickeln?
Gerhard Gruber: Was die wirtschaftliche Entwicklung betrifft, sehe ich, dass wir im Stadtzentrum viel ungenutzte, renovierungsbedürftige, aber wertvolle Bausubstanz haben. Dort wird es interessant zu investieren, wenn in der Nähe Parkplätze sind. Das könnte z.B. die Kavernengaragen im Küchelberg sein.
Für Untermais hingegen stelle ich mir eine schnelle Fuß- und Radverbindung vom Thermenareal zum Pferderennplatz vor, eventuell auch mit einer Unterführung. Der Verbindungsweg sollte über den Poloplatz, durch das Kasernenareal bis zum Rockcafè bei den Berufsschulen weiterführen.
Für das große Militärareal könnte man auch an touristische Infrastrukturen denken, damit es attraktiv wird. Z. B. ein Kongresszentrum, das auch den wunderschönen Pferderennplatzes und ein mögliches Spielcasino miteinbezieht. Möglich wäre auch ein Technologiezentrum und für den Wohnbereich könnte man an ein energieautarkes Viertel mit ökologischer Bauweise denken.