Erwin Seppi zum Ost-West-Club
„In Meran versteht man inzwischen, welch wichtige Arbeit der Ost-West-Club leistet”
Im Winter 2019 von Eva Pföstl
Meraner Stadtanzeiger: Herr Seppi, vor Kurzem sind die Verhandlungen zwischen den beiden Meraner Sportvereinen gescheitert. Der Ost-West-Club hat daraufhin beschlossen, sich aus dem Projekt zurückzuziehen. Wie ist die Stimmung im Moment und nach dieser Hiobsbotschaft?
E. Seppi: Wir waren bis vor wenigen Wochen noch fest davon ausgegangen, in naher Zukunft zusammen mit den Meraner Sportvereinen SCM und ASM das ehemalige „Bersaglio“-Gebäude zu beziehen, aber aufgrund ungeklärter vertraglicher Schwierigkeiten und des weiterhin vorherrschenden Stillstands in der Causa hat der Vorstand entschieden, sich aus dem Projekt zurückzuziehen. Wir als Vorstand, aber auch unsere Mitglieder sind natürlich sehr enttäuscht, dass die Suche nach einem neuen Vereinssitz immer noch nicht zu einem positiven Ende gekommen ist. Dennoch hoffen wir in Eigeninitiative und in Zusammenarbeit mit der Provinz Bozen und der Gemeinde Meran alsbald neue Räumlichkeiten zu finden bzw. ein neues Gebäude auszuforschen, das ein ähnliches Flair versprüht und eine ähnliche Größe wie das „Ex-Bersaglio“ hat. Das ehemalige Schießstandgebäude wäre für uns der ideale Standort gewesen, hätten wir dort doch für alle Meraner einen gemeinsamen Ort der Kultur und des Sports schaffen können. Es war unser ausdrücklicher Wunsch, gemeinsam mit der Bevölkerung ein Stadtviertel wiederzubeleben, welches in den letzten Jahren immer ein wenig stiefmütterlich behandelt worden war. Wir hatten wirklich tolle Ideen und Projekte geplant und schon viel Vorarbeit geleistet. Als Präsident des Vorstandes möchte ich aber auch sicherheitstechnische Bedenken unterstreichen, die ein neues Vereinslokal notwendig machen und es ist nicht tragbar, dass wir bei vielen Veranstaltungen immer wieder Mitglieder wegschicken müssen, weil unser Lokal zu klein ist (90 m² für 7.000 Mitglieder).
MS: Wie sehr fühlen Sie sich von der Gemeinde Meran bzw. der Provinz Bozen unterstützt bzw. im Stich gelassen? Oder sind Sie mit der Zusammenarbeit – auch im Hinblick auf die Beitragsvergabe – zufrieden?
E. Seppi: Grundsätzlich gilt es festzustellen, dass wir schon seit Jahren einen sehr guten Draht nach Bozen haben. Gerade im Amt für Deutsche Kultur und hier bei Landesrat Philipp Achammer, Ressortdirektor Armin Gatterer und der Amtsdirektorin Angelika Gasser sowie dem Direktor des Amtes für Jugendarbeit, Klaus Nothdurfter, sind wir immer auf offene Ohren und sehr viel Unterstützung gestoßen. Das Land hat uns relativ schnell eine große finanzielle Summe zugesichert, als wir uns damals (vor 4 Jahren) auf die Suche nach einem neuen Standort begeben haben. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Meran war in den vergangenen Jahren nicht immer ganz einfach. Auch die Vergabe der finanziellen Beiträge für die ordentliche Tätigkeit zwischen Land und Gemeinde wies leider auch im Jahr 2018 immer noch ein großes Gefälle auf. Der Landesbeitrag übertrifft den Beitrag der Gemeinde Meran fast um ein Zehnfaches. In letzter Zeit scheint es aber so, als würde man auch in Meran verstanden haben, welch wichtige Arbeit der Ost-West-Club mittlerweile für seine Stadt leistet und welche Bedeutung er hat. Der neue Vorschlag des Bürgermeisters, den Ost-West-Club im nordwestlichen Teil des Meraner Schlachthofs unterzubringen, ist für uns interessant. Nach einem gemeinsamen Lokalaugenschein und nach Absprache mit unseren Mitgliedern werden wir uns zum neuen Vorschlag äußern.
MS: Herr Seppi, Sie haben die Bedeutung des Ost-West-Clubs für die Gemeinde Meran angesprochen. Worin sehen Sie persönlich diese Bedeutung?
E. Seppi: Ich glaube, diese Bedeutung kann man nicht hoch genug einschätzen. Ich habe bisher nirgends, auch nicht im Ausland, einen Ort gefunden bzw. erlebt, der derart offen und vielfältig wirkt und tätig ist und dabei vor allem eine solch immense Leidenschaft und Arbeitsintensität an den Tag legt. Der Ost-West-Club steht stellvertretend für einen Verein, der sich das Mitmenschliche, den Humanismus und das Völkerverbindende auf die Fahnen geschrieben hat. Es gibt keine Grenzen bei den Sprachgruppen oder in Bezug auf die Herkunft. Und dies ist nicht nur irgendeine Floskel, die sich gut anhört, sondern es ist ein Zustand, den ich und die vielen Mitglieder vor Ort Abend für Abend immer wieder aufs Neue spüren und erleben dürfen. Auch die Tatsache, dass neben unseren festangestellten Mitarbeitern unzählige ehrenamtliche Helfer den Verein auf unterschiedliche Art und Weise unterstützen, macht mich ehrlich gesagt auch ein klein wenig stolz, aber vor allem sehr froh. Deshalb ist es für mich als Präsidenten und gemeinsam mit meinem Vorstand das erklärte Ziel, endlich und zeitnahe eine neue Vereinsstruktur zu finden, die es dem „Club“ erst ermöglicht, seine volle Kraft und sein ganzes Potential in die Tat umzusetzen.