„Es hat sich viel getan in Meran“
Im Sommer 2018 von Eva Pföstl
Ein Gespräch mit Herta Wolf Torggler, der Direktorin von Kunst Meran, über die Anfänge, die Herausforderungen und die Zukunft von Kunst Meran
Meraner Stadtanzeiger (MS): Unter welchen Beweggründen wurde Kunst Meran gegründet?
Herta Wolf Torggler: 1992 wurde ich von Peter Paul Pohl gebeten, die erste internationale Kunstausstellung in Meran im Raffl-Zentrum, in der artGallery Raffl, unter dem Motto „Meran zwischen Mailand und München“ zu organisieren. Da sowohl die finanziellen als auch die organisatorischen Voraussetzungen für die Weiterführung einer privaten Galerie auf lange Sicht nicht gegeben waren, wurde 1996 der Verein artForum Gallery – Forum Zeitgenössische Kunst Meran mit 14 Kunstinteressierten gegründet. Das Programm und das Publikumsinteresse hatten die Vereinsleitung dann ab 1998 bewogen, einen neuen Standort zu suchen. Das Laubenhaus der Südtiroler Sparkasse hatte die Voraussetzungen für eine kulturelle Nutzung und wurde für diese Bestimmung von der Bank umgebaut und dem Verein vermietet. Nach der Umbauphase erfolgte am 26. Oktober 2001 die Eröffnung von Kunst Meran im Haus der Sparkasse mit der ersten Ausstellung: „Kunst und Kur – Ästhetik der Erholung“. Weiters wurde across, eine lose Vereinigung zeitgenössischer Institutionen aus dem Trentino, aus Südtirol und dem Bundesland Tirol gegründet, was in Manifesta 7, einer internationalen Biennale endete. Seit Dezember 2004 ist Kunst Meran zudem Mitglied der nationalen Institutionen und Museen Zeitgenössischer Kunst AMACI. Kunst Meran im Haus der Sparkasse hat heute 80 Mitglieder und ebenso viele Freunde.
MS: Welche Aufgabe, kultur- und sozialpolitisch gesehen, hat ein Museum für zeitgenössische Kunst in Meran?
Torggler: Meran hat aufgrund seiner klimatischen Voraussetzungen schon seit weit mehr als einem Jahrhundert Menschen aus verschiedenen Ländern angezogen. Meran hat seitdem eine lange plurikulturelle Vergangenheit und Gegenwart. Auf diese Situation baut die Tätigkeit von Kunst Meran auf und insofern versuchen wir auch in der Programmgestaltung, diesem Aspekt Rechnung zu tragen. Wir bemühen uns dabei immer wieder, Themen von aktuellem Interesse einem größeren Publikum zur Auseinandersetzung anzubieten und bieten Künstlern dazu die nötige Plattform.
MS: Sie sind seit Beginn Leiterin von Kunst Meran und haben viel bewegt. Worauf sind Sie besonders stolz?
Torggler: Zuerst möchte ich betonen, dass es Kunst Meran ohne die vielen engagierten Leute nicht geben würde. Der Verein gehört zur Geschichte unseres Hauses und hat viele Kontakte gebracht, durch die sich Kunst Meran etablieren und zu dem werden konnte, was es heute ist.
Ich bin den Mitarbeitern und Vorständen zu Dank verpflichtet, dass ich eine so wichtige Institution leiten darf. Es war anfänglich eine große Herausforderung, besonders in einer Stadt wie Meran, wo es lange Zeit wenig Interesse an zeitgenössischer Kunst gab. Dies hat sich aber geändert: Kunst Meran hat ansehnliche Publikumszahlen, wir bekommen Förderungen von der Gemeinde, dem Amt für Kultur der Provinz und werden von Sponsoren, hauptsächlich von der Stiftung Südtiroler Sparkasse und ALPERIA, unterstützt und das Haus ist international gut vernetzt.
MS: Wie viele Besucher haben Sie pro Jahr?
Torggler: Wir haben ca. 10.000 Besucher pro Jahr und wünschen uns natürlich noch mehr Zustrom, besonders vonseiten der Einheimischen.
MS: Seit der Gründung von Kunst Meran im Jahre 1996 gab es mindestens 4 bis 6 Ausstellungen pro Jahr. Welche Ausstellung hat für das meiste Aufsehen gesorgt?
Torggler: Es haben eine Reihe von Ausstellungen für viel Aufsehen gesorgt – in Meran und weit über das Burggrafenamt hinaus. Die Ausstellung über Frida Kahlo im Jahre 2006 war sicherlich ein großer Renner. Frida Kahlo bricht immer und überall Rekorde und wir freuten uns unglaublich über diese große Resonanz auch in unserer Stadt. Mich persönlich freut auch, dass wir gemeinsam mit der Stadtgemeinde Meran eine kleine Skulpturen-Galerie auf der Promenade verwirklichen konnten und uns immer wieder im Rahmen des Meraner Frühlings mit Künstlern präsentieren können. Wichtige Akzente haben wir auch im Bereich Architektur gesetzt. Dieser Bereich hat ein enormes Potential und stößt auf großes Interesse. Viele unserer Ausstellungen sind Wanderausstellungen und sind somit auch kleine „Botschafter“ aus Südtirol.