Rem-Tec öffnet die Tore und nimmt Stellung zu seinen Aufgaben und den Befürchtungen der letzten Monate
Erdbau-Geschäftsführer Albrecht Auer und Rem-Tec Geschäftsführer Markus Neuner luden zur Betriebsbesichtigung
Im Frühling 2011 von Gudrun Esser
Material, das heute in der Rem-Tec abgeschlossen gelagert, gesäubert und je nach Belastung ins benachbarte Ausland zur Entsorgung gefahren wird, wurde vor 20 Jahren noch in die Falschauer oder in Baugruben gekippt und als Unterlage für den Straßenbau oder ähnliches verwendet. Ein neues Bewusstsein, die Kenntnis über krebserregende Stoffe, die in diesem Erdmaterial und in Schlacken eingelagert sind, hatten entsprechende Gesetze zur Folge. Und das sei auch gut so, beginnt Geschäftsführer Albrecht Auer seine kurze Ansprache und lässt eine Chronik der letzten Monate vor Inbetriebnahme am 21. April folgen.
Herr Auer, warum melden Sie sich erst jetzt so deutlich zu Wort?
Albrecht Auer: Weil wir die Arbeiten, von denen wir in den letzten Monaten sprechen, bereits seit fünf Jahren genau an dieser Stelle machen - behelfsmäßig in einem Bierzelt. Mit der Anlage Rem-Tec haben wir jetzt eine Struktur geschaffen, in der wir die Materialien, die wir behandeln, nach aktuellem technischen Stand sicher verarbeiten können. Wir haben die Struktur also gewaltig verbessert! Deshalb kam es uns vorher auch nie in den Sinn, dass wir irgendjemanden mit unserer Tätigkeit belästigen könnten.
Das hieße umgekehrt, die Sorge der Bürger wäre also erst dann entstanden, nachdem Sie Maßnahmen ergriffen haben, die dem Bürger eigentlich hätten eine Sorge abnehmen müssen? Meinen Sie nicht, der Bürger war auch über die Dimension der Anlage besorgt? Tatsache ist auch, dass gerade die Sinicher nicht wussten, was da wirklich vor ihrer Tür gebaut wurde.
Albrecht Auer: Ich glaube, es lag tatsächlich daran, dass niemand wusste, was wir hier machen. Wir haben in den letzten fünf Jahren hier Material bearbeitet und gelagert, und zwar unter der Aufsicht der Umweltagentur. Diesen Vorgaben entsprechend haben wir gehandelt. Der Bau der Anlage Rem-Tec war auch nach Ansicht der Umweltagentur schließlich eine wesentliche Verbesserung. Wir waren über die Protestaktionen überrascht, weil wir nicht verstanden, dass man sich über eine Verbesserung aufregen kann.
Die Anlage wird inzwischen durch zwei Videokameras überwacht und es werden Messungen durchgeführt, beides auf Drängen der Bürger und der politischen Vertreter und nicht zuletzt auch wegen des Protests der Tourismustreibenden.
Wer zahlt eigentlich diese Maßnahmen? Zahlen Erdbau und Rem-Tec, um dem Bürger Sicherheit zu garantieren und auch, weil sie ja schließlich mit dem Unternehmen Geld verdienen?
Albrecht Auer: Nein, die Kameras wurden auf Wunsch der Umweltagentur installiert, um dem Bürger unsere Arbeitsweise belegen zu können. Damit eben künftig nicht emotional, sondern nach Fakten geurteilt werden kann. Also Staub-, Lärm- und Geruchsmessungen. Gemäß der UVP, der Umweltverträglichkeitsprüfung, haben wir Rahmenbedingungen zu erfüllen. Diese Messungen und Beobachtungen werden vom Amt durchgeführt, um zu kontrollieren und zu beweisen, ob wir uns daran halten und natürlich, um unsere Arbeit jedem Bürger transparent zu machen. Außerdem müssen wir noch zwei Sachen unterscheiden: Es gibt das Unternehmen Erdbau und die Rem-Tec. Die Rem-Tec, eine Kooperation des Unternehmens Ladurner und des Unternehmens Erdbau, ist ganz neu. Sie wurde gemäß neuester Auflagen gebaut und ist deshalb auch sicher - das beweisen die Analysen. Im vor 20 Jahren entstandenen Betrieb Erdbau gibt es noch einiges zu verbessern. Und wiederum sind es Messgeräte und Kameras, die Aufschluss geben sollen, wo noch etwas verbessert werden soll.
Schon früher hat die Erdbau verseuchtes Bodenmaterial ausgehoben und letztlich zur Entsorgung mit Lastwagen z.B. nach Deutschland gebracht. Sie sagen, dass sich heute noch auf ihrem Gelände Schlacken befinden, die krebserregende Stoffe enthalten. Schlacken, die vom Memc-Vorgänger Montecatini auf dem Areal einfach abgeladen worden waren. Insofern ist es eine Verbesserung, dass solche Materialien heute sicher gelagert und dann ordnungsgemäß entsorgt werden. Aber was ist mit der Dimension? Es können ja zwei Drittel mehr be- oder verarbeitet werden, als in Südtirol an verseuchtem Aushub anfällt?
Albrecht Auer: Das möchte ich widerlegen. Als wir 100.000 Tonnen beim ehemaligen Gaswerk ausgehoben und gesäubert haben und eine weitere Baustelle, nämlich den Pasquali-Hügel in Bozen dazunahmen, lief das zugleich ab. Also haben wir sehr wohl die Notwendigkeit dieser Dimension der Anlage alleine für Südtirol. Es kann schließlich nichts Schlimmeres passieren, als eine Arbeit zu beginnen, dann aber zur Beendigung derselben nicht mehr die entsprechende Kapazität zu haben. Da über jedes Kilogramm Buch geführt wird, können wir vorgegebene Mengen auch nicht überschreiten. Wir haben um eine größere Kapazität angesucht, um für solche Fälle gerüstet zu sein.
Aushub von Tankstellengrundstücken werden abgeschlossen in einer Halle der Rem-Tec mit Hilfe von Bakterien gereinigt. Stark belastetes Material lagern sie zwischen und transportieren es nach Deutschland oder Norditalien zur Entsorgung - sie haben Asbest erwähnt, das offenbar bei einigen Aushub- bzw. Abbrucharbeiten beim Combi-Sportplatz dabei war, was ist damit?
Albrecht Auer: Asbest ist natürlich gefährlich. Stoßen wir darauf, achten wir darauf, die Teile nicht zu zerbrechen, damit die Teilchen, die sich in der Lunge festsetzen und Krebs erregen, nicht freigesetzt werden. Beim Combi-Sportplatz waren Asbestteile bereits mit Erde vermischt. Da haben wir das ganze Areal mit Wasser benetzt, damit Teilchen nicht freigesetzt wurden. Die Materialien sind dann bei uns unter der „Dusche“ abgeladen worden und sind zur Entsorgung nach Deutschland transportiert worden.