Smart City Meran
Die Zukunft kann kommen
Im Winter 2022 von Eva Pföstl
Die „Smart City“ – die intelligente Stadt – ist nicht einfach nur ein weiteres Schlagwort. Dabei geht es um effiziente, technologisch fortschrittliche und nachhaltige Stadtentwicklung mit dem Ziel, unsere Wohn-, Freizeit- und Arbeitsorte lebenswerter zu machen. Zahlreiche Städte beschäftigen sich derzeit intensiv mit der Entwicklung von Smart City-Strategien und Projektideen. Welche Rolle dabei in Meran die Stadtwerke spielen, erklärt uns der Präsident der Stadtwerke, Hans Werner Wickertsheim.
MS: Wenn vom Meran der Zukunft die Rede ist, fällt immer wieder der Begriff der intelligenten Stadt: „Smart City“. Was kann man sich darunter vorstellen?
H. W. Wickertsheim: Verschiedene Infrastrukturen der Stadt werden über eine zentrale Plattform überwacht und gesteuert. Es ist möglich, über die Visualisierung den Status der Systeme zu sehen, diese fernzusteuern oder vollautomatische Alarmanrufe zu generieren, welche der sich in Bereitschaft befindende Techniker erhält.
MS: Welchen Beitrag leisten die Stadtwerke zur Smart City?
H. W. Wickertsheim: Die Meraner Stadtwerke beschäftigen sich seit mehreren Jahren intensiv mit den Themen der Digitalisierung im Zusammenhang mit Stadtentwicklung. Dies machen nachstehende Beispiele deutlich.
- Presscontainer – bereits operativ
Die Stadtwerke betreiben 15 Standorte mit Presscontainern, die Bürger der Stadt Meran können dort per Chipkarte ihren Restmüll entsorgen. Hier ist es durch die Smart City Plattform möglich geworden, dass bei bestimmten Störfällen per Smartphone oder PC eine Presse sozusagen „remote“ wieder in Betrieb gesetzt werden kann. Zudem bekommt die im digitalen Bereitschaftskalender definierte Person sofort einen automatischen Anruf, wenn eine Störung vor Ort, behoben werden muss. Ist der Techniker vor Ort kann er über die Smart City Plattform den Einsatz mit Fotos und Auswahl der Fehlerursache dokumentieren. Die generierten Störfallreports dienen dazu, im Gespräch mit der Person, welche die Maschine blockiert hat, das Fehlverhalten zu erklären, um eine Wiederholung zu vermeiden. Durch die Digitalisierung des Bereitschaftsdienstes der Presscontainer konnten die Einsätze vor Ort um 60 % minimiert und somit Stillstand-Zeiten der Maschinen merklich reduziert werden. - Beleuchtungsschränke – bereits operativ
Die öffentliche Beleuchtung der Gemeinde Meran wird von insgesamt 70 Schaltschränken gesteuert.
Die Schaltschränke schalten je nach Datum zu verschiedenen Uhrzeiten ein, zusätzlich wird vom Open Data Server der Provinz Bozen das Wetter gelesen und die Einschaltzeit automatisch korrigiert.
Bei wolkenlosem Himmel z.B. schaltet die Beleuchtung 10 Minuten vor dem theoretischen Sonnenaufgang aus und am Abend 10 Minuten nach theoretischem Sonnenuntergang ein. Bei schlechtem Wetter ist das Ein/Ausschaltverhalten umgekehrt. Auf diese Art und Weise kann auf Dämmerungsschalter komplett verzichtet werden, welche bei einem Defekt oder bei Verschmutzung zu Fehlschaltungen führen könnten. Die insgesamt 70 Schaltschränke haben im Durchschnitt 6 Schutzschalter, insgesamt sind es also 420 Stück, welche vom System überwacht werden müssen. Fällt eine Linie aufgrund des ausgelösten Schutzschalters aus, wird auch hier der zuständige Techniker sofort automatisch informiert. Überdies besteht auch die Möglichkeit, per Smartphone die einzelnen Beleuchtungsschränke über die Plattform einzuschalten; dies erleichtert Kontrollen erheblich, da nicht jedes Mal zum Steuerungsschrank gefahren werden muss. Die Schaltschrank-Steuerungen werden minütlich vom zentralen Server ausgelesen. Auf diese Art kann bei „Nicht Antwort“ ein Stromausfall bei der Zuleitung bemerkt werden. - Digitale Auslesung von Wasseruhren
Hier wurde ein Pilotprojekt erst kürzlich abgeschlossen, wo die automatisierte Auslesung von Wasseruhren getestet wurde. Der Test war erfolgreich und in Zukunft sollen die Zähler digitalisiert werden. Hierdurch könnten beispielsweise auch Rohrbrüche bei unseren Kunden frühzeitig entdeckt werden.
MS: Was sind die dringendsten Aufgaben, wenn man eine Stadt wie Meran fit für die Zukunft machen will? Wo liegen die Schwerpunkte der Stadtwerke im Bereich der Ressourceneinsparung?
H. W. Wickertsheim: Die Stadtwerke haben über mehrere Jahre das Auslesen von Wasserzählern und die Kommunikation mit Lichtpunkten über Lorawan getestet. Bei den Wasserzählern wird es möglich sein, täglich den Wasserverbrauch der Zähler auszulesen. Wenn diese Informationen dem Bürger zur Verfügung gestellt werden, kann ihm geholfen werden, seinen Verbrauch zu optimieren.
MS: Und im Bereich der Mobilität?
H. W. Wickertsheim: Ein wichtiges Thema hierbei betrifft die Verkehrsflussanalyse! Die Stadtwerke planen, eine Schnittstelle zu dem von der Gemeinde installierten Verkehrszählungssystem aufzubauen. Die Verkehrsdaten werden zum Dimmen der Lichtpunkte laut der Norm UNI11248 verwendet. Durch diese ständige vollautomatische Risikoanalyse kann weitere Energie eingespart werden. Die Leuchten werden alle eine vorprogrammierte Dimmkurve haben. Läuft der Verkehr wie üblich, muss das Smart City System den Leuchten keine Dimmbefehle schicken. Läuft der Verkehr aber anders als üblich, wird vollautomatisch nachgeregelt. Das Erkennen von „unüblichem“ Verkehr ist nicht nur für die Beleuchtungsregelung wichtig, sondern kann auch für die Mobilitätsplanung der Stadt sehr wertvoll sein.
MS: Gibt es weitere Schwerpunkte?
H. W. Wickertsheim: Die neueste Aufgabe, welche die Stadtwerke übernommen haben, sind der Bereitschaftsdienst für die Bike Boxen. Die im Rahmen des Mentorprojektes am Untermaiser Bahnhof und bei den Thermen installierten Boxen fördern die sanfte Mobilität. So können auch hochpreisige Fahrräder und E-Bikes, welche von deren Besitzern nur ungern an einen normalen Fahrradständer geparkt würden, sicher geparkt werden. Bei eventuellen technischen Pannen oder Fehlbenutzungen ist es hier sehr wichtig, sehr schnell vor Ort zu sein und die Probleme zu beheben. Dies kann durch die Integration der Bike Boxen in das Smart City System gewährleistet werden.
MS: Wird es in Zukunft auch sogenannte intelligente Mülleimer geben?
H. W. Wickertsheim: Ja, in der Innenstadt sollen einige Müllkübel mit Sensoren ausgestattet werden, die es ermöglichen, dass eine automatisierte Meldung generiert wird, sobald der Mülleimer voll ist, sodass es in Stoßzeiten nicht zu überquellenden Situationen kommt.
MS: Und im Bereich der Parkplatzverwaltung?
H. W. Wickertsheim: Sofern die Stadtwerke von der Stadtgemeinde die Parkplatzverwaltung übertragen bekommen, wären wir bereit, einige neuralgische Zonen der „Blue Parks“ mit Sensoren auszustatten, die es beispielsweise erlauben würden, die Parkplätze vorzureservieren oder als leer anzuzeigen, um gezielt dort hinfahren zu können.
MS: Und im Bereich der Vernetzung?
H. W. Wickertsheim: Für die öffentliche Beleuchtung, die ja auch in unsere Zuständigkeit fällt, haben wir in der gesamten Stadt Leerrohre verlegt. Im Moment haben Beleuchtungsschränke, Ampelsysteme, Bike Boxen, automatische Poller, Parkautomaten, die Anzeigen der Schilder der Parkgaragen und die Fahrradzählstationen alle SIM-Karten und kommunizieren über Mobilfunk. Hier bestehen große Möglichkeiten, diese verlegten Leerrohre zur Vernetzung dieser Systeme zu verwenden, um deren Connectivity zu verbessern und zu vereinheitlichen. Vor allem im Bereich der Mobilität, sprich bei der Vernetzung der Ampeln an den verschiedenen Kreuzungen durch die bestehenden Leerrohre, könnten die Verkehrsflüsse optimiert werden.