Weiterentwicklung auf Meran 2000: nicht größer, sondern besser!
Im Herbst 2022 von Eva Pföstl
Vor einigen Monaten wurde Andreas Zanier zum neuen Präsidenten der Meran 2000 Bergbahnen AG bestellt. Er folgt auf Sonja Pircher, die sechs Jahre lang die Präsidentschaft und Führung innehatte.
Im Interview erklärt Andreas Zanier unter anderem, welche neuen Ziele er sich gesteckt hat.
MS: Herr Zanier, wie wird man eigentlich Präsident der Bergbahnen AG Meran 2000?
A. Zanier: Durch die rege Bautätigkeit auf Meran 2000 hat die Politik in Meran jemanden gesucht, der auf der einen Seite eine technische Ausbildung hat und gleichzeitig mit den Ämtern und der Politik umzugehen weiß. Ich bin Architekt und bringe somit die fachlichen Voraussetzungen mit und durch meine Erfahrung im Meraner Gemeinderat habe ich auch eine politische Erfahrung und kenne die Ämter und die verschiedenen Institutionen.
Da ja 64,20 % der Gesellschaft der Bergbahnen AG Meran 2000 der Gemeinde Meran gehören, 23,39 % der Seiser Alm Bahn AG, 5,35 % der Gemeinde Hafling, 3,84 % der Gemeinde Schenna, 2,56 % der Gemeinde Tirol und 0,66 % verschiedenen kleinen Aktionären, ist auch eine gewisse Vermittlungstätigkeit bzw. strategische Interaktion mit den Aktionären notwendig, die ich dank meiner Erfahrung in der Politik mitbringe.
MS: Welches ist Ihre Hauptaufgabe als Präsident?
A. Zanier: Als Präsident bin ich der gesetzliche Vertreter der Gesellschaft und trage letzten Endes gemeinsam mit dem Verwaltungsrat auch die Verantwortung. Wie bereits angedeutet kann ich mich zudem zurzeit dank meiner technischen Ausbildung auch beim Bau der neuen Kabinenbahn Naifjoch operativ einbringen.
MS: Welches Erbe haben Sie von Sonja Pircher übernommen?
A. Zanier: Ein sehr gutes Erbe und ich werde dieses Erbe weiterführen. Sonja Pircher hat sechs Jahre lang sehr gut und intensiv gearbeitet und vieles initiiert und weitergebracht. Die ersten drei Jahre ihrer Amtszeit waren insbesondere durch die Errichtung der Renn- und Trainingspiste und den Bau des neuen kuppelbaren 6er-Sessellifts Wallpach gekennzeichnet. In ihrer zweiten Amtszeit konnte, trotz der sehr unsicheren Ausgangslage, das neue Mehrzweckbecken für Beschneiungs-, Beregnungs- und Löschwasserzwecke errichtet und in Betrieb genommen werden. Es wurde in diesen Tagen eingeweiht. Daneben wurde die Genehmigungsprozedur der sich zurzeit im Bau befindlichen, neuen kuppelbaren 10er-Kabinenbahn Naifjoch abgeschlossen. Zudem hat sie sehr viel Zeit in die Kommunikation mit den verschiedenen Stakeholdern innerhalb des Gebiets investiert und ein gutes Klima für eine fruchtbare Zusammenarbeit geschaffen. Diese gute Zusammenarbeit werde ich weiter pflegen.
MS: Wann wird die neue Kabinenbahn Naifjoch in Betrieb gehen?
A. Zanier: Die neue Kabinenbahn, welche auf leicht abgeänderter Trasse den über 30 Jahre alten fixgeklemmten Sessellift Piffing ersetzt, wird zu Weihnachten in Betrieb gehen. Die ca. 1.400 m lange hochmoderne Kabinenbahn besteht aus zwei ca. gleich langen Abschnitten (Naifjoch 1 und Naifjoch 2), die durch eine Mittelstation unterhalb des Naifjochs verbunden sind.
MS: Welchen Mehrwert bringt diese neue Bahn?
A. Zanier: Diese neue Bahn stellt im Winter eine große Bereicherung für das gesamte Gebiet dar, denn bisher war die Verbindung zwischen dem hinteren und dem vorderen Teil des Ski- und Wandergebietes sehr langsam. Mit der neuen Kabinenbahn wird die Fahrzeit von 15 Minuten auf 6 Minuten reduziert. Unser Ziel ist es, die Besucher des Ski- und Wandergebiets möglichst gut auf das ganze Gebiet zu verteilen. Bisher hat sich zu Spitzenzeiten ein Großteil der Besucher auf den vorderen Teil konzentriert. Das soll sich nun ändern.
Im Sommer werden wir nur den ersten Abschnitt der Kabinenbahn in Betrieb nehmen und so unseren Gästen ermöglichen das Naifjoch zu erreichen. Die Bahn wird im Sommer im energieschonenden Pendelbetrieb laufen.
MS: War eine 10-er Bahn mit Mittelstation und Aussichtsplattform wirklich notwendig?
A. Zanier: Die Planung und Ausarbeitung der neuen Bahn mit Mittelstation fand in ständiger Absprache mit den zuständigen Behörden für Landschaftsschutz und der Forstbehörde statt, um einen möglichst schonenden Eingriff zu gewährleisten. Unser Hauptziel war eine optimale landschaftliche Einbindung der Mittelstation. Der eigens einberufene architektonische Wettbewerb war vor allem darauf ausgerichtet. Um die Bahn auch entsprechend wirtschaftlich nachhaltig betreiben zu können, fungiert das begehbare Dach als Terrasse und wird so für unsere Gäste eine einzigartige Attraktion.
Man muss sich immer vor Augen führen, dass eine Aufstiegsanlage für 30 bis 40 Jahre konzipiert wird. Es wäre daher nicht sehr nachhaltig gewesen, eine kleine Aufstiegsanlage (z.B. einen 4er-Sessellift) zu errichten, die bereits heute nicht mehr zeitgemäß ist. Die neue Kabinenbahn bietet neben der kürzeren Fahrzeit auch einen größeren Komfort für die Nutzer. Wie bereits gesagt, ist die Dachterrasse so konzipiert, dass sie sich optimal in die Landschaft einfügt. Und glauben Sie mir: diese Terrasse befindet sich an einer besonders attraktiven Position und stellt sicherlich einen großen Mehrwert für unsere Besucher dar. Mit dem Bau der Mittelstation konnte zudem eine Piste, die es bereits vor 40 Jahren gegeben hat, wieder aktiviert werden. Schließlich konnte die Anzahl der Stützen um 10-12 Stück verringert werden und die bestehende überirdische Mittelspannungsleitung wird als Ausgleichsmaßnahme unterirdisch verlegt. Dies ist sicherlich auch eine erhebliche Verbesserung des Landschaftsbildes.