Es hat Zukunft mit uns
Im Herbst 2017 von Verena Maria Hesse
Hallo. Gestatten. Mittlerweile nicht mehr ganz jung, naja, auch noch nicht alt, aber halt nicht mehr so unverbraucht wie damals, als es begann mit uns. Ein wenig ruhiger, ein bisschen weniger mutig beim Anziehen, ein klein wenig früher müde am Abend, nicht mehr so viel unterwegs, kaum über Nacht außer Haus, nie mehr allein im Bett, sondern mindestens zu zweit und sogar meistens zu viert oder fünft. Haare inzwischen zum „Jung“-Mutter-Dutt herangereift, das ist der, den man morgens in vier Minuten raufdreht und wo man sich auch mal nicht frisch nach Malvenshampoo duftende Haare leisten kann.
Elektrobike fahr ich noch nicht, noch schaff ich`s, mein Hintern und meine Oberschenkel bedanken sich aber regelmäßig bei mir, wenn ich dann doch mehr eingekauft habe als geplant und wir zu dritt am Rad sitzen.
Sie kennen mich seit fast acht Jahren, damals begann diese Geschichte mit uns. Ich begann, damals noch in jeder Ausgabe, meinen Senf abzuliefern. Damals sollte der Senf den Bereich Mode würzen, oder Architektur, ich weiß es gar nicht mehr genau, es ist jedenfalls in jede Richtung abgedriftet. Ich bin abgedriftet. Ich hab Ihnen meine Meinung über alles und noch mehr aufs Auge gedrückt in den letzten Jahren, gefragt oder ungefragt, erbeten oder nicht, über Mode als zweite und Architektur als dritte Haut des Menschen, über modische Griffe ins Klo der Meraner, über Frisuren, die keine sind, über das schwere Los, eine junge, modische Mutter sein zu wollen und daran regelmäßig zu scheitern, übers Heiratenwollen und sich nicht trauen und wie auch immer, über Schuhe, über Taschen, über IKEA, über Trends und No Gos, über TV-Serien und Depilationsverfahren, über inszenierte Weihnachtsfeiern und an den Haaren herbeigezogene Familienstelldicheins, über Frühlingsgefühle und Touristenfallen und was weiß denn ich was noch alles.
Ich bin nicht schöner geworden, seit das mit uns begann, glauben Sie mir, aber reicher.