Manchmal reden wir einfach zu viel
Im Herbst 2014 von Verena Maria Hesse
Wir reden vieles tot. Wir zerreden es. Wir reden so lange und so ausführlich mit so vielen diversen Gesprächspartnern, dass „die Sache“ schon kaputt ist, bevor sie überhaupt die Chance hatte, vom Wort zur Tat überzugehen.
Und das sag ich Ihnen, die ich seit nunmehr bald vier Jahren in diesem „Format“ über alles und nichts rede.
Ich wurde ja eigentlich gebeten, über Mode zu schreiben.
Habe ich irgendwann am Anfang und immer wieder dazwischen auch. Nur bin ich halt der Typ, dem dann immer wieder sosehr andere Themen unter den Nägeln brennen, dass ich mich einfach mitteilen muss.
Anstatt mit jemandem darüber zu reden, schreibe ich es nieder. Und teile mich somit gleich mehreren mit. Ihnen allen eben, die Sie meine Texte immer wieder lesen.
Ich wollte mich, wie letztes Mal, hinsetzen und über die Herbst/Wintertrends schreiben, ich wollte Ihnen aufzeigen, was gerade hipp ist und worauf sie in dieser Saison getrost verzichten können, aber dann schießen mir so viele ungeordnete Gedanken durch meinen Kopf und ich lese irgendwo ein Zitat, zu dem mir ein paar Zeilen einfallen und ich kann dann gar nicht anders als sie niederzuschreiben.
Heute wollte ich mich eigentlich dem Thema Einrichtung widmen, und zwar dem Einrichten im „Chalet Stil“ mit Lammfellen, Hirschgeweihen und massiven Holzhockern, mit Wolldecken und flackernden Kaminfeuern und dem Duft von Zimt und Weihrauch. Ich wollte mich so richtig darüber auslassen, was dieser Blockhausstyle mit uns angerichtet hat in den letzten Jahren, ich wollte eruieren, warum wir uns einen Adventkranz mit silbernen Hirschen in die Mitte des Tisches stellen und über unseren Ehebetten tote, ausgestopfte Tiere wachen.
Aber dann kam heute Morgen jemand „auf ein Wort“ vorbei und hat mich aus dem Konzept geworfen. Nicht etwa weil der Jemand mir eine so unglaublich bedeutungsschwangere Information übermittelt hätte, sondern ganz im Gegenteil, weil dieser Jemand so viel gelabert hat, ohne am Ende was zu sagen, dass ich mich noch immer ärgere, mich überhaupt auf das eine Wort eingelassen zu haben.