Wir sprechen einfach nicht dieselbe Sprache
Im Winter 2015 von Verena Maria Hesse
Da kann mir jeder sagen, was er will.
Ich bin nach fast 35 Jahren zum Schluss gekommen, dass ich einfach damit leben muss, dass wir Frauen anders ticken als Ihr Männer.
Während ich meiner Freundin in einer 40-Zeichen-WhatsApp meinen Seelenzustand mitzuteilen imstande bin, reicht mir bei Euch Männern vermutlich der Rest meines Lebens gar nicht aus, um manch ein Gefühl zu vermitteln.
Es mag wie ein Klischee klingen, wie eine Ausrede, wie ein Alibi, sich gar nicht erst anstrengen zu müssen, aber es ist einfach so.
Es fing im Kindergarten an mit den Spielkameraden im Sandkasten.
Einer meinte immer, dass es ganz besonders lustig sei, wenn er mich an den Zöpfen zog und mich wegen meines Gewichts hänselte. Ich versuchte schon damals, drüber zu stehen, und borgte ihm trotz allem mein Poesiealbum zum Reinmalen. Dass er es mir einfach tagelang nicht zurückbrachte, ließ ich ihm dann aber nicht durchgehen und ich drohte ihm. Ich erinnere mich nicht mehr womit, aber es zeigte Wirkung: Am Morgen, vor dem Kindergarten rief seine Mutter bei uns daheim an und entschuldigte sich im Voraus, dass ihr Sohn es wieder nicht geschafft hatte, reinzumalen. „Geschafft“. In der ersten Klasse Grundschule. Verstehen Sie das?
Ich meine doch, dass die gesell- und freizeitlichen Verpflichtungen eines 6-Jährigen eine kleine Malerei am Nachmittag noch zulassen sollten, aber bitte. Bis heute versteh ich es nicht.
Das Unverständnis in einigen (wenigen, wenn auch ausschlaggebenden) Situationen zog sich weiter in Form meiner zwei Brüder, meines Vaters, meiner Schul- und Studienkollegen und letztendlich natürlich in Form meines jeweiligen Partners.