Schafabtrieb in Nasereit
Die Heimkehr der wolligen Vierbeiner
Im Herbst 2016 von Silvia Plasinger
Neben dem Almabtrieb der Kühe ist bei uns in Südtirol mittlerweile auch die Heimkehr der wolligen Vierbeiner zur Tradition geworden. Dazu gehört auch der Schafabtrieb von Nasereit in der Texelgruppe, welcher stets am dritten Sonntag im September stattfindet.
An die tausendvierhundert Kleintiere, darunter Muttertiere, Lämmer und Widder, fressen während der Sommermonate auf den saftigen, fruchtbaren Bergalmwiesen im idyllischen Zieltal die frischen Kräuter und Gräser. Aufgrund dieser Abgrasung wird das Gleichgewicht in dieser herrlichen Kulturlandschaft erhalten. Die Schafe gehören hauptsächlich den Bauern von den Partschinser Berghöfen, einige „Pamper“ kommen auch von auswärts. Das Zieltal erstreckt sich vom Partschinser Wasserfall bis zur Hohen Weiße (3.276 m) und zum Lodner (3.228 m). Somit ist das Gebiet für die Sommerfrischler auf vier Beinen groß und es kommt immer wieder vor, dass einige Schafe gelegentlich unter der Zielspitze (3.006 m), dem Roteck (3.337 m) oder unterhalb des Johannesschartl grasen. Ein Hirte schaut ab und zu nach den Tieren und bringt ihnen Salz vorbei.
Im Zieltal befindet sich die Zielalm, sie bietet Unterschlupf für Wanderer und Hirten. Im Frühjahr werden die Schafe farblich markiert, d.h. ein Bauer färbt seine Tiere z.B. mit gelber Farbe am Bein, während ein anderer eine rote Farbe auf den Rücken gibt, wieder ein anderer blau an die Seite. Schafe, die im Sommer viel Wolle tragen, müssen manchmal nachgefärbt werden, da die Farbe vergilbt und nicht mehr so gut sichtbar ist. Diese Markierung dient dazu, dass bei der sogenannten „Schofschoad“ jeder Bauer sein Tier sogleich erkennt. Falls sich eines während der Sommermonate oder beim Schafabtrieb verletzt oder gar abstürzt, kann ebenfalls so die Zugehörigkeit sofort bestimmt werden.
Heuer findet der Schafabtrieb von Nasereit am Sonntag, dem 18. September statt. Die Hirten, welche bereits am Samstag aufsteigen, begleiten die Schafe und nach ungefähr drei Stunden Weg erreichen sie gegen 11 Uhr gemeinsam die Schutzhütte Nasereit. Dort werden sie bereits von den Bauern und vielen Schaulustigen erwartet und mit Musik begrüßt.
Der Partschinser Schafzuchtverein bietet ein reichhaltiges Programm, die Schafschur ist ebenso sehenswert wie der Markt der „Prissianer Spinnrunde“, die das alte Handwerk des Spinnens zeigt. Von den Bäuerinnen werden allerlei Köstlichkeiten wie hausgemachte Süßspeisen, Lammspezialitäten u.a.m. aufgetischt.