Berge erleben – gewusst wie
Im Sommer 2021 von Dr. Luis Fuchs
Im „Dolomiten Knigge“ bietet der Tourismusverein Sexten den Gästen nützliche Insidertipps für sicheren Berggenuss an. Darin wird auf die neuen Gegebenheiten im alpinen Raum besonderes Augenmerk gerichtet. Respekt ist am Berg oberstes Gebot, betonen die Touristiker mit Nachdruck. Respektvoller Umgang mit den anderen Wanderern, Hüttenwirten und Almbetreibern ist in jedem Falle angebracht. Lärm, Geschrei und Hektik sind in der Naturlandschaft fehl am Platz. Beim Gehen ist Rücksicht ein absolutes Muss, um andere Wanderer nicht durch losgetretenes Geröll in Gefahr zu bringen.
Der Begriff „Respekt“ ist auf das lateinische „respicere“ zurückzuführen, was wörtlich „zurückblicken“ sowie „berücksichtigen“ bedeutet. Wanderer dürfen markierte Wege nicht verlassen; der private Grundbesitz ist zu respektieren. Ausufernde Respektlosigkeit zeigt sich beispielsweise zur Sommerzeit, wenn die Wiesen rund um das Villnösser Kirchlein St. Johann in Ranui von Fototouristen aus aller Herren Ländern niedergetrampelt werden.
Toleranz zählt auch zum guten Ton, mahnt uns der Verhaltenskodex. Viele Wanderwege werden von Fußgängern und Radlern gemeinsam genutzt, und wo es voll ist, wie gerade in hochsommerlicher Zeit, besteht Konfliktpotenzial. Medien berichteten von Vorfällen, wonach ein Bergradler einem Naturschutzbeauftragten Schläge versetzte und ein Wanderer einen Mountainbiker vom Sattel zerrte. Meldungen solcher Art verleiten zur Annahme, in den Bergen sei ein Kleinkrieg ausgebrochen. In Wirklichkeit sind die allermeisten Bergsportlerinnen und Bergsportler respektvoll und rücksichtsvoll unterwegs. Der Deutsche Alpenverein (DAV) fordert zu Rücksicht zwischen Radfahrern und Wanderern auf, verweist aber auch darauf, dass Fußgänger Vorrang haben. Der Radfahrer solle sein Kommen frühzeitig ankündigen, das Tempo reduzieren und nötigenfalls anhalten; auch ein freundlicher Gruß sei angebracht, dies fördere die Akzeptanz. Auf Tiere sei gleichfalls Rücksicht zu nehmen, appelliert der DAV an die Bergsportler. Die Dämmerungsphase ist für Wildtiere die Zeit der Nahrungsaufnahme; die Radler mögen daher bei Tageslicht unterwegs sein, um Störungen zu vermeiden.
Der alpine Verhaltenskodex ermahnt uns mit Nachdruck, im Gelände keinen Müll zurückzulassen und schon gar nicht vorsätzlich Abfälle dort zu entsorgen. Eugen Roth hat seinerzeit im Limerick „Waldfrieden“ das rücksichtslose Umweltverhalten der Zeitgenossen gebrandmarkt, die Waldidylle hat hier den letzten Zauber eingebüßt: