Von Gummiballerinas, Neon K-Ways und Wet-T-Shirt-Kontests
Im Herbst 2012 von Verena Maria Hesse
Meine Befürchtung hat sich bestätigt: Unsere Stadt lässt sich modetechnisch gesehen gehen.
Gerade gestern war wieder so ein Moment. Es hat geregnet und ich bin Richtung Zentrum gegangen und hab mich über diese unzähligen schlecht gekleideten Menschen bei Regenwetter gewundert: In Ordnung, es sollte praktisch sein bei Schlechtwetter und manchmal wird man vom Regen überrascht und man hat es eilig, aber wenn schon seit den frühen Morgenstunden des Tages zuvor dichte Wolken über der Stadt hängen und man sich echt vorbereiten kann auf den „nassen Ausgang“ und man weiter geht als bis zum nächsten Papiermüllcontainer oder in die Erste Hilfe – weil sich der Mann, der einmal im Jahr geholfen hat, das Mittagessen vorzubereiten, prompt den halben Finger wegschneiden musste und man ihn fast ins Krankenhaus tragen musste vor lauter Schmerz – dann auf jeden Fall, wenn man eben weiter gehen muss als beim Müllentsorgen oder, wie gesagt, einem absoluten lebensrettenden Notfall, muss man auch bei widrigen meteorologischen Bedingungen ein Konzept haben.
Wie viele tolle Regenmäntel gibt es? Und Schirme? Und Gummistiefel und sogar Gummiballerinas für die warme Jahreszeit, damit man nicht einen Stinkefuß riskieren muss? Wie viele Regenhüte und Goretex-Klamotten, die wirklich toll ausschauen, kann man auf dieser Welt käuflich erwerben?
Muss man sich wirklich die alten Turnschuhe anziehen, um die „guten“ Schuhe vor der Nässe zu bewahren? Und muss man den 80er-Jahre-Regenumhang mit dem Disco-Queen-Muster (ich denke, Sie wissen genau, was ich meine) auspacken, wenn es zu tröpfeln beginnt?
Und muss man einen Schirm aus dem Jahre Schnee als Schutz vor der Nässe zum Einsatz bringen, dessen schwarz-braunes Nadelstreifmuster für einen Pensionisten für Beerdigungen passt?
Offensichtlich muss man. So schaut es zumindest aus in Meran, wenn´s regnet.