Johann Pöder
Ein Leben als Freiwilliger beim Weißen Kreuz
Im Herbst 2011 von Margareth Bernard
Im fernen Jahr 1967 trat der 1946 in Lana geborene und in Tisens wohnhafte Johann Pöder als freiwilliger Helfer der Sektion des Weißen Kreuzes Meran bei und stellte seine freie Zeit - so wie in den folgenden Jahrzehnten - in den Dienst des Nächsten. Im Laufe eines Jahres leistet er immer noch ca. 2000 Stunden freiwilligen Dienst. Passend zum Jahr des Ehrenamtes haben wir mit den Augen eines ehrenamtlichen Helfers zurück geschaut auf die Anfänge in der Sektion Meran, die im August 1967 gegründet worden war.
Der Sitz des Weißen Kreuzes befand sich damals noch in der Meinhardstraße und bestand aus zwei Räumen. Die zwei Rettungswägen standen im Freien. Die Ausstattung derselben war sehr primitiv, bestand sie doch aus einer einfachen Liege, einer Sauerstoffflasche und einem Schubladenschränkchen mit Verbandszeug. „Für uns heute unvorstellbar ist auch die Tatsache, dass sowohl die Autos als auch die Zentrale ohne Funkgeräte auskommen mussten“, stellt Johann Pöder fest. Da kam es öfter vor, dass die Sanitäter, sobald sie einen Patienten oder eine Patientin im Krankenhaus oder im Unfallkrankenhaus „Lorenz Böhler“ in Obermais ablieferten, dort die Anweisungen für den nächsten Einsatz erhielten, die von der Zentrale an den Portier des Krankenhauses weitergeleitet worden waren, um die freiwilligen Helfer erreichen zu können. Erst nach schwierigen und langen Verhandlungen mit dem Postministerium wurden die Rettungswägen und die Zentrale mit Funkgeräten ausgerüstet.
Doch auch die freiwilligen Helfer waren oft zu Hause ohne Telefonanschluss. Johann Pöder konnte nur über seinen Nachbarn, der ein Sägewerk betrieb und ein Telefon besaß, zum Dienst gerufen werden.
Für uns heute unvorstellbar ist die Tatsache, dass sowohl die Autos als auch die Zentrale des Weißen Kreuzes ohne Funkgeräte auskommen mussten.
Johann Pöder
Das Einsatzgebiet war riesig, denn es reichte vom Reschen bis zum Timmelsjoch im Passeiertal und bis zum Deutschnonsberg. Im Sommer wurde an den Samstagen und Sonntagen an besonders verkehrs- und unfallreichen Orten – etwa an einigen berüchtigten Stellen im Vinschgau - ein Auto positioniert. Überhaupt ging es beim Großteil der Einsätze um Unfallopfer. Wurde das Weiße Kreuz zu Kranken gerufen, dann waren es meist Schwerkranke, die als allerletzte Möglichkeit den Weg ins Krankenhaus wählten.
Von den Bergbauernhöfen, die früher fast alle ohne Straßenzufahrt waren, sind wir mit den Patienten im Sommer wie im Winter mit einem Schlitten abgefahren. Da zählten Geschick und praktisches Denken.
Johann Pöder
Als Ausbildung musste damals eine einfache Einführung in die Wundbehandlung und die Versorgung eines Bruches ausreichen. Erst später gab es dann für die freiwilligen Helfer die Möglichkeit, im Unfallkrankenhaus „Lorenz Böhler“ einige Tage zu hospitieren und beim Zuschauen zu lernen, wie man mit verschiedenen Verletzungen professionell umgeht.
Im Juli 1979 brachte die Übersiedlung des Sitzes des Weißen Kreuzes in die Gampenstraße eine weitere Verbesserung des Rettungsdienstes, außerdem stieg die Zahl der Freiwilligen kontinuierlich.
Johann Pöder leistete in den langen Jahren seines Einsatzes sehr viel Nacht- und Feiertagsdienst. Im Jahr 2010 stand er 1.998 Stunden im Dienst und lag auf der Liste mit den jährlichen Dienststunden an zweiter Stelle. Er erfuhr auch einige Ehrungen und verliehene Diplome erinnern an seinen ehrenamtlichen Einsatz.
Während unseres Gespräches kommt ein Anruf, der Johann Pöder am folgenden Tag mit einer Blutprobe nach Verona beordert, von wo er dann einen Patienten nach Meran transportieren muss.