Matthias Schönweger
Der Wortklauber und Wortverdreher
Im Winter 2019 von Eva Pföstl
Matthias Schönweger ist eine der originellsten Figuren der Literaturszene in Südtirol. Kreatives Sprachbewusstsein, grafisch-bildliche Mittel und überraschende Verfahrensweisen verbinden sich bei ihm zu einem höchst innovativen Werk‚ das die Grenzen der traditionellen Literatur weit überschreitet.
In Meran kennt ihn jeder, den Satiriker mit verschmitztem Augenblinzeln. Geboren wurde er 1949 in Tscherms, aufgewachsen ist er in Partschins und heute lebt er als freischaffender Schriftsteller, bildender Künstler und Performer in Meran. Man kann ihn als (Lebens)Künstler bezeichnen, der alle nur erdenklichen Register zieht, um seine Ideen zu realisieren. Er arbeitet viel mit Sprache, benutzt eigentlich alles, um seine Ideen zu kommunizieren, und ist ein wunderbarer Zeichner. Der kritische Geist ist Mitglied der Grazer Autorenversammlung und veröffentlichte bereits über 30 aufwendig gestaltete Publikationen, die seine Wort-Bild-Kombination dokumentieren. Auftritte hatte der vielseitige Künstler in Tokyo, Innsbruck, New York und Macerata. Auch mit seinem jüngsten Buch „Der Augenblick/der Wimpernschlag“, (im Alpha Beta Verlag erschienen), ein regelrechter Wälzer von 570 Seiten, bleibt der Schriftsteller und Künstler aus Meran seinem Anspruch treu, nichts weniger als die Welt wortwörtlich auf den Kopf zu stellen.
„Bücher sollen für mich Kunstwerke sein“, betont er in unserem Gespräch und sind es auch. Seine Texte leben von seinen Büchern, die sich durch besondere Papierqualität, Schrift und Farbe auszeichnen. In seinem letzten Buch beruht der Effekt ausschließlich auf dem Schriftbild. So verwendet er im Innern des Buchs ausnahmslos Großbuchstaben im gleichen Schriftgrad und besondere Wirkungen erreicht er durch die sehr unterschiedlichen Zeilenabstände und durch das abwechselnde Spiel mit der Standardsprache und dem Italienischen und der (Burggräfler) Mundart. „Schreiben war für mich schon als Kind ein stilles Reden, weil die Erwachsenen damals nicht zugehört haben“, erzählt er. „Ich wollte dieses Bedürfnis mit Kommunikation stillen, so als hätte man ein Gegenüber vor sich. Schreiben ist eine Art zu teilen, eine Art von Mitteilen, ein Teilen mit“, unterstreicht er. Und dies hat er ein Leben lang getan: Voller Inbrunst hat er sich seinem Repertoire mit Literatur, Sprache, Performance und Konzeptkunst gewidmet. Inspirationen braucht er keine, denn so Schönweger: „Man denkt ja dauernd und das Denken ist unentgeltlich. Sinnieren ist Meditation und zudem Vergnügen. Es gibt keine Veranlassung, Denken abzuschalten.“