„Anleitung zum Unglücklichsein“
(Watzlawick 1983)
Im Herbst 2016 von dialogo
Guten Morgen Frau Dr. Pavan,
nachdem ich heute Nacht Tausende von Schäfchen gezählt und trotzdem schon wieder kein Auge zugemacht habe, sitze ich nun hier vor dem PC und versuche, meine nächtlichen Gedanken zu ordnen.
Seit ca. einem Jahr habe ich eine Beziehung mit einem fantastischen Mann. Ich glaube, ich habe meine bessere Hälfte gefunden. Wir gehen sehr offen miteinander um und erzählen uns alles. Wir haben auch über unsere vergangenen Erfahrungen und über Argumente gesprochen, die ich anderen noch nie erzählt habe. Es ist alles wunderbar.
Und hier mein Problem: ich war noch nie eifersüchtig, aber bei ihm ist meine Eifersucht erschreckend. Er denkt kein bisschen daran, mich zu betrügen, er wiederholt es mir andauernd, aber ich denke die ganze Zeit, dass er an eine andere denkt und es mir nicht sagen will, um mich nicht zu verletzen. Ich kann kaum mehr mit ihm ausgehen, weil ich, sobald ich eine hübsche Frau sehe, sofort daran denken muss, dass sie ihm gefallen könnte. Ich sag dann meist nichts, weil ich ihn nicht damit belasten will, aber er merkt es natürlich und möchte dann darüber reden, um das Problem zu beheben, aber das Problem bleibt. Ich habe Angst, dass er seine Ex trifft oder irgend jemand ihn anruft. Er meint, ich sehe Gespenster. Er kann ja nichts dafür. Ich kann das nicht kontrollieren und weiß keinen Ausweg. Meine Eifersucht macht uns fertig, ich bin sehr unglücklich.
LG, Verena L.
Liebe Verena,
es scheint wirklich, dass Sie nicht glücklich sein können, und das gerade eben dann, wenn Sie es wirklich sein könnten. Ich denke, es ist ganz wichtig, dass Ihnen bewusst wird, dass Sie ein boykottierendes Verhalten in Bezug auf ihre Beziehung an den Tag legen. Sie suchen verzweifelt nach etwas Negativem, etwas Falschem, einem Fehler. Es scheint, als ob Sie nicht glauben könnten, dass Ihnen eine so gute Beziehung zustehen könnte, ein so liebenswürdiger Mann, der Sie so sehr liebt! Und das „Opfer“ Ihres Unterfangens muss sich unter anderem daran verbrauchen, Sie zu überzeugen, dass er nichts Schlimmes macht, dass Sie liebenswert sind, dass Sie eine gute Beziehung führen dürfen. Und je mehr er sich bemüht, umso mehr werden Sie in ihm Ihren Traummann sehen und umso mehr werden Sie Angst haben, ihn zu verlieren und umso mehr muss er Ihnen dann beweisen, dass er Sie liebt.