Sinnvolle Handyregeln
Im Frühling 2018 von Treffpunkt Familie
Claudia (14) kommt von der Schule schon mit dem Handy in der Hand nach Hause. Beim Essen legt sie nur mit Murren und mit mieser Laune das Handy auf die Seite und den Nachmittag verbringt sie in ihrem Zimmer, chattend mit den Freundinnen. Am Abend wird es meistens spät, oft ist sie bis nach Mitternacht unter der Bettdecke online, obwohl ihre Eltern glauben, die Tochter schläft schon lange in ihrem Bett.
So wie Claudia ergeht es vielen Kindern und Jugendlichen.
Für sie ist das Mobiltelefon fester Bestandteil des Alltags. Sie nutzen es zum Chatten, Surfen, Spielen, Videos ansehen, Musik hören und Downloaden und manchmal auch zum Telefonieren und Recherchieren.
Neben den rein praktischen Dingen erfüllt es vor allem soziale Funktionen, wie Pflege von Freundschaften und Netzwerken und Organisation des Alltags. Im Netzwerk dazu zu gehören gibt ihnen Sicherheit und Anerkennung. Kommunikation verläuft heute nicht mehr nur sprachlich und körperlich, sondern auch medial. Ein Handyverbot käme einer sozialen Entwurzelung gleich.
Neben allen positiven Aspekten des Internets, gibt es aber auch problematische Seiten:
Kinder und Jugendliche surfen zu sorglos, stellen sensible Daten, wie eigene Adresse bis Bankcodes, intime Texte, Bilder und Videos ins Netz. Die Gefahren von Viren, Hackern, Kostenfalle bei Downloads, Belästigungen und Cyber-Mobbing sind bereits Tatsachen bei vielen Jugendlichen.
Was durchaus schon früher stattfand – Klatsch und Tratsch, Ausgrenzung, Hänseleien, Bloßstellen, körperliche Attacken – finden via Handy eine noch nie da gewesene Verbreitungsmöglichkeit. „Zu Hause“ ist kein Zufluchtsort mehr wie früher, die Angriffe kommen per SMS, Chat und E-mail, oft auch nachts und an viele Netzteilnehmer. Sie haben fatale Auswirkungen auf Psyche, Gesundheit und Sozialverhalten von Opfern und Tätern.
Das Privatleben wird öffentlich.
Spätestens wenn Freundschaften zerbrechen, werden intime Texte und Bilder oft als Waffe benutzt. Oft werden peinliche Situationen oder „happy slapping“ (angezettelte Schlägereien) gefilmt und ins Netz gestellt. Viele Jugendliche und auch Erwachsene glauben, sie müssen sich im Internet an keine Regeln halten oder sie werden nicht verfolgt. Wichtig zu wissen ist, dass in Italien bereits Jugendliche bei solchen Delikten ins Vormerkregister eingetragen werden, was eine erhebliche Erschwernis bei der späteren Arbeitssuche ist. Hier leistet die Postpolizei gute Arbeit.
Was können Eltern tun?
- Eltern sind Vorbilder, z.B. bei der Einhaltung von handyfreien Zeiten (beim Essen, in der Nacht, …)
- Gemeinsam mit den Kindern surfen und dabei die Internetnutzung gezielt anleiten (machen sie mit dem Kind den Handyquiz auf www.klicksafe.de )
- Lern- und Spielprogramme installieren
- Smartphone im Grundschulalter muss nicht sein. Experten raten bis zum 13. bis 14. Jahr zu warten. Für Notfälle eignet sich ein einfaches Handy ohne Internetzugang. Zu Hause können die Kinder an einem Familiengerät das Internet benutzen und soziale Kontakte pflegen.
- Kindgerechte Suchmaschinen anbieten!
- Regeln für die Nutzung verständlich und akzeptabel kommunizieren, aber nicht zu restriktiv.
- Kinder und Jugendliche aufklären: Was darf man online nicht tun? Was magst du selber nicht? Wo hört der Spaß auf? (80% aller Notrufe sind Juxanrufe von Kindern!) Wo wird die Intimsphäre verletzt (z.B. Mitschülerfotos, Filme, Gewalttaten, Aktfotos,…)?
- Kind zu Selbstverantwortung erziehen: Wie kannst du dich selbst schützen? Altersschranken befolgen, Chat aufhören, wenn´s unangenehm wird, persönliche Daten schützen, Achtung bei Geld und Downloads, Eltern oder kompetente Erwachsene informieren
- Nicht alles im Internet ist wahr (von Infos bis zu Personen, Namen und Altersangaben)!