Gut gemeint und schlecht getroffen
Im Frühling 2023 von Robert Asam
Irren ist menschlich. Nein, ich meine nicht Sven Knoll, der Landeshauptmann werden will. Und ich meine auch nicht den Enzian-Unterholzner, der Thomas Widmann den ersten Listenplatz bei den Landtagswahlen angeboten hat. Eher akzeptiert Lionel Messi das Trikot mit der Nummer 10 des FC Südtirol. Nein, nichts von alldem. Der Irrtum der Woche betrifft – wieder einmal – einen Bären. Falsch. Keinen Bären! Es war nämlich kein Bär. Also können Urlauber weiterhin beruhigt mit ihren Autos nach Südtirol reisen, ohne eine bärige Haftpflichtversicherung gegen Bärenangriffe abzuschließen. Allerdings müssen wir jetzt bis auf weiteres mit der quälenden Frage nach der wahren Identität des Täters leben, oder der Täterin.
Wer zerkratzt Autos und hinterlässt massenhaft Haare auf der Karosserie? War es ein rachsüchtiger Marder, der Autos hasst, weil er einmal beinahe überfahren worden wäre? Auch einer Horde betrunkener Eichhörnchen würde ich so etwas zutrauen. Wenigstens muss der Wolf diesmal nicht herhalten. Wölfe tanzen bekanntlich selten auf Kühlerhauben herum, sondern fressen lieber Großmütter, die allein im Wald leben. Auch ein von Haarausfall geplagter Nachbar käme in Frage. Schon wieder diese Karre auf meinem Parkplatz! Nein, da hätte ein DNA-Test Klarheit gebracht. Schließlich hat der Übeltäter seine Haare über das ganze Auto verteilt. Oder die Übeltäterin. Egal, jedenfalls nicht der böse Bär. Das hätte Anlass zu Spekulationen gegeben. Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb in ihrer Wochenendausgabe: „Südtirol (…) wäre mit einer Bären-Reisewarnung auf einen Schlag den ganzen Overtourismus los“. Und bestimmt hätte BILD mit einer fetten Schlagzeile gewarnt: „Bleibt zuhause!“ Kein deutscher Autofahrer würde eine solche Warnung in den Wind schlagen. Aber keine Angst, der Bär ist unschuldig und der Overtourismus sowieso nur eine Erfindung der Medien.
So gesehen bietet der Freispruch für den Bären sogar Stoff für weitere gute Geschichten. Ungelöste Kriminalfälle regen die Fantasie an. Filmland Südtirol? Der nächste Bozen-Krimi? Vielleicht erleben wir aber noch eine Überraschung, und es war doch ein Bär. Ein Waschbär, der sein Image als Mülltonnenplünderer loswerden und sich einfach nur nützlich machen wollte. Was sagt man dazu? Gut gemeint und schlecht getroffen.