So gesehen am Pfingstmontag am Winkelweg
Im Frühling 2024 von Robert Asam
Endlich eine Kolumne, die dem Titel „So gesehen“ gerecht wird. Es geht um vorbildliche Mülltrennung. Die Meranerinnen und Meraner haben begriffen, was in die Container gehört, nämlich kein Hausmüll. Der Hausmüll wird deshalb neben die Container hingestellt. Natürlich gibt es da und dort Verbesserungsmöglichkeiten. Zum Beispiel bei den Öffnungen der Mülltonnen. Die Mülltonne an sich ist schon eher klein, aber die Öffnungen sind geradezu winzig. Wie soll man da einen mit Hausmüll gefüllten Plastiksack hineinstopfen? Unmöglich. Aber es gibt besonders hartnäckige Müllentsorger, denen es doch gelingt. Nun ist die Öffnung endgültig zugemüllt, also bleibt den anderen verantwortungsvollen Bürgern als letzte Rettung nur, ihre Müllsäcke rund um die Mülltonne zu platzieren. Einige auf Mülltrennung dressierte Ratten sind dann damit beschäftigt, den Hausmüll zu trennen. Dazu müssen sie allerdings die Säcke aufreißen bzw. aufbeißen und den Inhalt verstreuen, um zu sehen, ob etwas Essbares dabei ist oder nicht. Die Kiste mit leeren Bierflaschen Marke Chiemsee konnten die Ratten aus verständlichen Gründen nicht entsorgen. Auch der Person, welche die Bierflaschen leergetrunken hat, kann man nicht zumuten, die Kiste dort hinzubringen, wo sie hergekommen ist. Der Chiemsee ist schließlich 300 km weit weg! Da kostet das Benzin mehr als man Flaschenpfand für das Leergut bekommt. Völlig unrentabel also! Vielleicht hätte man die Kiste samt Bierflaschen bei einem Getränkehandel in der Nähe abgeben können, aber wegen ein paar Euro ist das zu aufwendig. Da stellt man die Kiste lieber neben die Mülltonne. Gut sichtbar! Damit die Müllabfuhr sie nicht übersieht. Aber die Müllabfuhr übersieht sowieso nichts. Keine kaputten Waschmaschinen und zu Tode gefahrene Kinderwägen, keine nach Regenfällen durchnässten Matratzen. Und solange die Müllabfuhr alles wegräumt, was die braven Mitbürger zurücklassen, funktioniert die Mülltrennung in Meran vorbildlich. Die Müllmänner wären vermutlich sehr enttäuscht, würden sie nichts zum Wegräumen finden. So gesehen also eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.