Sie trainieren auch im Winter!
Die vielseitigen Trainingsmöglichkeiten der Meraner Kanuten
Die hellen Bretter aus nordischer Fichte sind ziemlich dünn, durch eine Ritze unter dem Dach kann man in den grauen Winterhimmel blicken: Mit etwa zwei mal zwei Metern ist die neue Umkleidekabine der Meraner Kanuten nicht gerade groß. Wird die Eingangstüre mit Plexiglasscheibe zugeschlagen, wackelt das ganze Häuschen. Aber es erfüllt seinen Zweck, bei Temperaturen nahe am Gefrierpunkt schützt es vor Wind und Wetter. Daher heißt es jetzt „Türe zu“!, wenn sich die Nachwuchsathleten zum Training am Etsch-Kanal an der Marlinger Brücke treffen. Und bald soll, dank großzügiger Unterstützung durch die Etschwerke, ein Stromanschluss hinzu kommen. „So kann die Umkleidekabine beheizt werden, ein echter Luxus, von dem wir nur träumen können“, freut sich Sektionsleiter Hansjörg Mayr. Er war früher selbst ein erfolgreicher Kanusportler, heute trainiert der Endfünfziger die Wettkampfgruppe.
Bei den olympischen Kanudisziplinen handelt es sich um Sportarten, bei denen die Körperkraft eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Deshalb wird während der Wintermonate im Etschkanal vor allem die Grundkondition verbessert. Hinzu kommt das regelmäßige Krafttraining im Bootshaus, in dem die Nachwuchstalente nur unter Aufsicht eines erfahrenen Athleten trainieren dürfen. Denn besonders in der Jugendphase, wenn der Körper noch nicht voll entwickelt ist, besteht beim Krafttraining ein hohes Verletzungsrisiko. „Wir schärfen den Buben zwar ein, sich ordentlich aufzuwärmen, nie allzu schwere Gewichte zu verwenden und nach dem Training ausreichend Dehnungsübungen zu machen - aber da wird oft gehudelt“, sagt Mayr. Der mit modernen Geräten ausgestattete Raum - darunter zwei Maschinen zum Simulieren des Paddeltrainings im Wasser - steht natürlich nicht nur den Rennfahrern zur Verfügung, sondern allen Sektionsmitgliedern. In der kalten Jahreszeit wird das Angebot auch von weniger ambitionierten Freizeitsportlern genutzt. So wie auch das Turnen an zwei Abenden pro Woche, wo unter Anleitung eines ausgebildeten Trainers viele Berufstätige an ihrer Fitness arbeiten.
An zehn Samstagabenden hat die Kanusektion außerdem das Hallenbad in der Meranarena gemietet. Dort treffen dann alle aufeinander: Neulinge, die im kleinen Becken die Eskimorolle lernen, Leistungssportler, welche im großen Becken an der Technik feilen sowie jung gebliebene Mitglieder, die nebenan in den abgetrennten Schwimmbahnen ihre Runden drehen. Das Hallenbadtraining läuft in der Regel bis Anfang März - wenn die Tage bereits länger sind und die Kanuten sich wieder mehr auf das Wildwassertraining konzentrieren. Anfang April beginnt nämlich die neue Wettkampfsaison an. Erfreulicherweise finden heuer gleich zwei Höhepunkte in Meran statt: Ende Mai die Italienmeisterschaften der Junioren auf der Passer und Ende August die nationalen Meisterschaften der Ragazzi sowie das Masters auf der Etsch in Marling.