150 Jahre Alpenverein in Meran
Wenn der Alpenverein Meran heuer sein 150-jähriges Bestehen feiert, so sind seine Geschichte und Geschicke eng mit der Geschichte der Stadt, ihren Bürgern und ihrer gesellschaftlichen Entwicklung verbunden. Immer wieder stößt man beim Lesen der Vereinsgeschichte auf Orte, Personen und Ereignisse, die mit der Stadt Meran eng verwoben sind.
Einer der ersten Belege für die Geschichte des Vereins findet sich in der „Meraner Zeitung“ am 19. Oktober 1870, dort wird zu einer Versammlung zur „Constituierung der Section Meran des Deutschen Alpenvereins zum Zweck der Verbesserung der Gebirgswege für Touristen und Regelung des Führerwesens“ geladen. In der Folge fand am 2. November die Gründungsversammlung im Grafen von Meran statt. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Stadtarzt Dr. Ludwig Kleinhans gewählt. Erwähnenswert ist im Zusammenhang mit der Gründung des Alpenvereins Meran auch Pfarrer Franz Senn, Kurat von Vent, der als „Erschließer der Ötztaler Eiswelt“ eine treibende Kraft zur Gründung der Sektion Meran war. Dass auch Frauen ihr Interesse an Fragen des Alpinismus zeigten, war dem Berichterstatter der Meraner Zeitung eine eigene Erwähnung wert. Er schreibt nämlich, dass an der Versammlung neben fünf hohen Kurgästen auch zwei Damen teilgenommen haben! Überhaupt ist zu erwähnen, dass in der gesamten Vereinsgeschichte immer wieder die Mitgliedschaft aber auch die Interessen der Kurgäste, später Touristen, Erwähnung finden und auf die Verbindung zwischen Tourismus und Alpenverein in der Stadt verweisen. So gab es besonders in den Anfängen starke Bemühungen, Kurgäste für den Verein zu gewinnen; man erhoffte sich dadurch neue finanzkräftige Mitglieder.
Auf der ersten ordentlichen Mitgliederversammlung am 29. Dezember 1871 wurde folgender Vorstand gewählt: „Ludwig Kleinhans als Vorsitzender; Stellvertreter Chirurg Georg Götsch; Schriftführer Fridolin Plant; Cassier: Buchhändler Friedrich Ellmenreich“. Durchwegs Namen, die noch heute in unserer Stadt bekannt sind. Inhaltlich wurde auf dieser Versammlung beschlossen, den Weg auf den Hirzer zu verlängern und unter dem Laugen eine Unterkunftshütte zu bauen. In den Folgejahren wuchs der Verein rasch an und war bald die größte Sektion des Alpenvereins in Tirol. Die Sektion Meran hatte sich bei ihrer Gründung nicht dem Österreichischen, sondern dem Deutschen Alpenverein angeschlossen. Der Österreichische Alpenverein und der Deutsche Alpenverein schlossen sich Ende 1873 zum Deutschen und Österreichischen Alpenverein (DuÖAV) zusammen. Die Sektion Meran war dann ab 1874 eine Sektion des DuÖAV.
Die Schutzhütten der Sektion
In der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Sektion schrieb Hans Klotz 1970 über die Schutzhütten der Sektion, dass die Vereinsführung schon bald nach ihrer Gründung erkannte, dass zur Förderung der alpinen Tätigkeit nicht nur die Schaffung der Wege gehörte, sondern auch der Bau von Unterstandshütten. So wurde 1874 die Hirzerhütte und 1875 die Laugenhütte errichtet, 1877 folgte die Gfallwandhütte im Bereich der Zielspitze. 1891 folgte die Lodnerhütte. Ab 1891 war Theodor Christomannos der erste Vorsitzende der Sektion. Unter seiner Regie errichtete die Sektion Meran am Pordoijoch ein Schutzhaus, die Fertigstellung fiel mit dem Ableben Christomannos zusammen und so wurde dieses im Rahmen der Eröffnung nach ihm benannt. Mit der Auflösung des Vereins durch den Faschismus ging auch der gesamte Hüttenbesitz verloren. Nach der Neugründung im Jahr 1946 pachtete die Sektion Meran gleich das Hochganghaus. 1967 konnte sie die Meraner Hütte auf Meran 2000 eröffnen. Diese wurde nach Hermann Gritsch benannt. Erwähnenswert ist auch die Biwakschachtel auf der Milchseescharte; diese wurde 1974 vom Bergrettungsdienst Meran errichtet und von Beginn an von der Sektion gemeinsam mit den Ortsstellen geführt.
Die Neugründung
Im Dezember 1945 gab die Alliierte Militärregierung grünes Licht für die Gründung des Alpenvereins Südtirol, die 1946 in Bozen erfolgte. Einer der Gründerväter des AVS war der spätere erste Vorsitzende der Sektion Meran, Franz Huber. Die erste Südtiroler Sektion nach dem Krieg wurde am 9. Juli 1946 im Gasthof Rainer von 28 Meranern gegründet. Treibende Kraft war neben Franz Huber der spätere erste Landeshauptmann von Südtirol, Dr. Karl Erckert, der bei der Gründungsversammlung den Vorsitz führte. Die neugegründete Sektion entwickelte sich in den verschiedenen Bereichen rasch und war auch landesweit immer wieder Motivator für den Beginn neuer Tätigkeitsfelder. So wurde unter anderem sehr bald die Jugendgruppe wiedergegründet und ihr Leiter Helmut Rueb mit dem Aufbau der AVS-Jugend landesweit betraut. 1947 wurde die Bergrettungsstelle von Meran aus der Taufe gehoben, 1961 die Hochtouristengruppe. Hervorzuheben ist die Hindukusch-Expedition 1965 von Uli Kössler, Helmuth Larcher und Dieter Drescher, sie war die erste Expedition von Südtirolern überhaupt im Himalaya. 1986 wurde unter der Vereinsleitung von Helmuth Ellmenreich der Meraner Höhenweg eröffnet.
Der Alpenverein Meran heute
Heute zählt der Verein über 6.000 Mitglieder, wobei die Hälfte in Meran ansässig ist und die andere Hälfte verteilt über die sechs Ortsstellen Algund, Partschins, Dorf Tirol, Schenna, Marling und Vöran. Eine Vielzahl von Gruppen bildet heute einen bunten Reigen, der nahezu alle alpinen Tätigkeitsfelder abdeckt. Hierzu zählen in erster Linie die Familien- und Jugendgruppe und die Seniorengruppe, aber auch eine Gruppe für „Wandern mit Hunden“. Zentraler Bestandteil des Jahresprogramms sind die „Geh mit“-Wanderungen. Ursprünglich als Gästetouren konzipiert, ist dieses Angebot heute für viele alpinfitte Meranerinnen und Meraner fixer Bestandteil ihrer Freizeitgestaltung. Über die Wintermonate ist die Skitourengruppe aktiv, mit welcher Skitourenbegeisterte auch im Rahmen mehrtägiger Aktionen immer wieder neue Alpinregionen kennenlernen können. Weiterhin aktiv ist auch die Hochtourengruppe. Zentrales Tätigkeitsfeld, besonders für die Jugend, ist das Sportklettern und damit die Führung der vereinseigenen Kletterhalle „Rockarena“. Diese ist ein nicht mehr wegzudenkender Pfeiler des Sport- und Freizeitangebotes in Meran und im Bezirk. Die Sportkletterteams des Alpenvereins Meran erbringen bei verschiedenen Wettbewerben immer wieder nennenswerte Leistungen.
Thomas Greif