20 Jahre Euro und Meran, die Münzhauptstadt
Die Bedeutung von Wirtschafts- und Währungsräumen heute und damals
Im Frühling 2022 von Georg Lun
Zu den bestimmenden Themen dieses Jahres gehört der 20. Geburtstag des „Euro“, der europäischen Währung. „In den ersten zwanzig Jahren des Euro haben wir viel erreicht“, erzählt uns Georg Lun, Direktor des WIFO in seinem Beitrag. Helmuth Rizzolli, ausgewiesener Fachmann der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie mit besonderer Berücksichtigung des Münz- und Geldwesens und Autor des Buches „Mittelalterliches Geld- und Bankwesen zwischen Alpen und Adria“ erzählt im Interview über die Bedeutung von Wirtschafts- und Währungsräumen aus historischer Langperspektive. Bereits ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts n. Chr entwickelte sich auf der Alpentraversale ein stabiler Währungsraum. Dabei sticht die Wichtigkeit Merans als Münzstätte hervor. Davon zeugt der wertvolle mittelalterlichen Münzschatz von Padua, den die Südtiroler Sparkasse 1986 erworben hat. Georg Brandstätter, Präsident der Stiftung Sparkasse, erzählt im Interview, was die Sparkasse dazu bewogen hat, diesen Schatz anzukaufen und wie er die Zukunft unserer Währung sieht.
20 Jahre Euro – eine Erfolgsgeschichte
Vor 20 Jahren – am 1. Januar 2002 – wurde das Euro-Bargeld eingeführt. Der Euro löste damit bis heute 19 nationale Währungen ab, darunter auch die italienische Lira. Auf der einen Seite war es ein Wechsel, der damals von großer Skepsis begleitet war und somit vielen Südtirolern nicht leichtfiel. Auf der anderen Seite zeigt sich mittlerweile der Erfolg des Euro an seiner langfristigen Stabilität. Gleichzeitig wurde er zur zweitstärksten Währung der Welt und zu einem Symbol für den europäischen Zusammenhalt. Der Euro ist heute die offizielle Währung und somit gemeinsames Zahlungsmittel für mehr als 340 Millionen Menschen. Die gemeinsame Währung bringt viele Vorteile für uns: So wurden beispielsweise die Preise von Produkten und Dienstleitungen auf dem europäischen Markt vergleichbarer und Reisen ins Ausland durch die wegfallenden Wechselgebühren unkomplizierter. Doch das war nur der Anfang einer stetigen Entwicklung.
Heute verändert die Digitalisierung unsere Zahlungsgewohnheiten gravierend. Bargeldlose Zahlungen, etwa mit Bancomat- und Kreditkarten, waren vor ein paar Jahrzehnten noch völlig undenkbar. Sie stellen heute eine ganz gewöhnliche, alltägliche Zahlungsart für uns dar und in einigen Ländern (z.B. Schweden und Island) wird mittlerweile fast ausschließlich bargeldlos bezahlt. In den vergangenen Jahren gewannen auch die Kryptowährungen (z.B. Bitcoin) immer mehr an Beliebtheit, die über das Internet abgewickelt werden. Auf dem Markt sind über 10.000 Kryptowährungen und jede von ihnen hat ihre speziellen Eigenschaften. Derzeit werden Kryptowährungen allerdings nur von El Salvador als offizielle Währung anerkannt.
Letztes Jahr startete die Europäische Zentralbank (EZB) eine aufwändige Untersuchungsphase für das neue Projekt „Digitaler Euro“. Dabei soll ermittelt werden, wie ein digitaler Euro aussehen könnte und welche Auswirkungen er auf den Finanzmarkt hätte. Anders als eine Kryptowährung, die unabhängig von Zentralbanken und Staaten ist, würde der digitale Euro durch die EZB und die nationalen Zentralbanken kontrolliert und ausgegeben werden. Ziel soll es jedoch nicht sein, das Bargeld durch den digitalen Euro zu ersetzen, sondern zu ergänzen. Die Entscheidung über die Einführung wird erst am Ende der zweijährigen Testphase getroffen.