Meraner Kabarett Tage 2022
Ein „Sittenstrolch“, zwei bayerische Cowboys und andere schräge Typen
Alles begann mit einer Idee, die 2019 umgesetzt wurde: Unter der Schirmherrschaft des Kunstvereins Kallmünz und dessen Präsidenten Meinhard Khuen veranstalteten Monika Gamper, Robert Asam und Marion Thöni die Meraner Kabarett Tage. Vier Abende, fast alle ausverkauft, machten Lust auf mehr. Dann machte Corona der Kultur einen Strich durch die Rechnung und damit auch den Kabarett Tagen. Einen weit tieferen Einschnitt verursachte aber das Lawinenunglück Anfang Jänner 2021 im Schnalstal, bei dem Monika Gamper und ihr Mann Michl Grüner ums Leben kamen. Monate später aber war für die Organisatoren klar, dass man weitermachen würde. Mittlerweile ist das Trio wieder ein Quartett, weil sich zu Meinhard, Marion und Robert Roland Klotz gesellte. „Wir sind sicher, Monika würde ihre Freude an diesem Programm haben“, sagt der künstlerische Leiter der Kabarett Tage, Robert Asam.
Christoph Simon
Den Anfang macht mit Christoph Simon aus der Schweiz, ein begnadeter Geschichten Erzähler, der als Slam-Poet begann. 2018 wurde er mit dem „Salzburger Stier“ ausgezeichnet. Sein Auftritt in Meran wird im Rahmen der monatlichen Radiosendung ‚Kabarett direkt‘ auf Ö1 live übertragen. „Das ist eine Auszeichnung für Christoph Simon, aber auch für unsere Veranstaltung“, sagt Meinhard Khuen. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ bescheinigt Simon „leise Zurückhaltung und eine betörende Bühnenpräsenz“.
Sarah Bosetti
Scharfsinnig, charmant und knallhart, das gilt für Simon ebenso wie für Sarah Bosetti und Mathias Tretter, die an den beiden nächsten Abenden zu sehen sind. Sarah Bosetti (u. a. mit dem Deutschen Kabarettpreis und dem Salzburger Stier prämiiert) hat eine besondere Gabe: Auf Hassmails und frauenfeindliche Angriffe antwortet sie mit Liebesgedichten. Ihr Stinkefinger mit Herzchen ziert heuer die Titelseite der Programmbroschüre. Der Abend mit Sarah Bosetti ist auch eine Hommage an Monika Gamper. Das Warum erfährt das Publikum vor Beginn der Aufführung.
Mathias Tretter
Mathias Tretter ist weniger charmant, „aber unverschämt locker“. So beschreibt ihn die „Süddeutsche Zeitung“. Sezierte er in seinem vorigen Programm „POP“ noch die Mechanismen des Populismus, so spaziert er nun als „Sittenstrolch“ über die Bühne, in der festen Überzeugung, dass die Welt einen Strolch selten so nötig hatte wie jetzt. Moralapostel dürften seine Fans nicht sein, aber alle anderen sollten an diesem Abend die Wohnzimmercouch verlassen und sich dem „Sittenstrolch“ zuwenden.
Andreas Rebers
Das zweite Wochenende beschließt mit Andreas Rebers ein Altmeister des deutschen Kabaretts. Sein Programm nennt sich ganz bescheiden „Ich helfe gern“. Und tatsächlich, Rebers hilft gegen alles, was unsere Gesellschaft vergiftet - Narzissten und Nazis, Vorurteile und Schuldgefühle, faule Ausreden und politische Korrektheit. Er provoziert und präsentiert diabolisch und urkomisch zugleich unbequeme Wahrheiten und quergedachte Weisheiten. Und die Musik darf in Rebers‘ Programmen nie fehlen.