Buchen und Buchstaben
Im Sommer 2012 von Dr. Luis Fuchs
Die ABC-Schützen ziehen wieder auf. Wir wissen, es geht keine Gefahr von ihnen aus, denn sie schießen weder auf Buchstaben noch mit ABC-Waffen. Schulanfänger lernen mit den Buchstaben, den kleinsten Elementen unseres Sprachbaukastens, umzugehen. Was aber haben unsere Schriftzeichen mit der bodenständigen Buche zu tun?
Die in Buchenholz geritzten germanischen Runenzeichen hatten durchwegs einen senkrechten kräftigen Strich, den sog. Stab, nach dem das ganze Zeichen benannt ist. Das Buch selbst kam erst viel später auf; das Wort bezeichnete nicht eine Ansammlung von Buchstaben, sondern bezog sich auf den Gebrauch, die Texte auf Tafeln aus Buchenholz zu schnitzen. Die zusammengehefteten Tafeln ergaben dann ein Buch.
Der Buchstabe hat eine lange Wegstrecke zurückgelegt. Aus der Bilderschrift der Ägypter entwickelte sich die Silbenschrift der Phönizier, aus der sich die Lettern der Griechen herausbildeten. Nach deren ersten beiden Schriftzeichen Alpha und Beta bezeichnen wir unser Alphabet. Mit bescheidenen sechsundzwanzig Buchstaben lässt sich mit unserer Schrift alles niederschreiben, wofür die Chinesen bis zu 50.000 Ideogramme brauchen.
Nicht nur dem Niederschreiben der Gedanken dient unser Alphabet, durch die feste Reihenfolge der Buchstaben ist es zu einem unentbehrlichen Instrument der Ordnung geworden. Mithilfe der Buchstaben unterscheidet man Qualitäts-Klassen, Vitamine, Blutgruppen, Sterne und Teilchenstrahlen. Wie hilfreich erweist sich bei Telefongesprächen das Buchstabieralphabet: A wie Anton, B wie Berta … X wie Xanthippe!
Welcher Buchstabe ist in unserem Wortschatz der dominierende? Im Deutschen wie im Englischen ist e der mit Abstand häufigste Buchstabe, er tritt 175mal häufiger auf als der seltenste Buchstabe q.