Katastrophen mit Apostrophen
Im Winter 2011 von Dr. Luis Fuchs
„In unser’n urig’n Stub’n gibt’s Schweinsbrat’n, Knöd’l und Bratkartoffel’n Oma’s Art.“ Der Berggasthof scheint sich mit der Apostrophitis infiziert zu haben, ohne Schaden zu leiden, denn Floskeln mit Häk’chen klingen urig und scheinen sogar werbewirksam zu sein.
Auch in den Tallagen wird nicht weniger apostrophiert. Der „Media Markt“ bietet uns in Prospekten und Schaufenstern seine Artikel kaum ohne den Oberstrich an: Die CD’s und DVD’s, die PC’s und Notebook’s lassen in ihrer (d)englischen Schreibung globale Tauglichkeit erahnen.
Alber’s & Goldrainer Backstube lädt uns ein, ihre Faschingskrapfen zu probieren, in Traudi’s Salon wird haarscharf geschnitten, Rudy’s Kneipe ist Stadtler’s Stammlokal. In der Manier von McDonald’s soll der englische Genitiv internationale Atmosphäre einhauchen. Korrekt geschrieben würden die Betriebe heißen: Albers Backstube, Traudis Salon, Rudis Kneipe. Nur Namen, die auf –s, -ss, -ß, -tz, -z, -x oder –ce enden, kennzeichnet man im zweiten Fall durch einen Apostroph: Grass’ Romane, Marx’ Werke, Johannes’ Hochzeit. Wenn also die BAZ „Plaus’ beste Seiten“ titelt, so ist die Schreibweise grundrichtig.
Mit besonderer Vorliebe hakt sich das Häkchen bei den Wochentagen ein. Statt „sonntags“ liest man vielfach Sonntag’s geschlossen; auch heißt es jetzt Durchgehend von Montag’s bis Samstag’s geöffnet. Während des Schlafes werden dem Kunden die Fotos entwickelt: Abend’s gebracht, Morgen’s gemacht!