Sprachirrtümer
Im Herbst 2011 von Dr. Luis Fuchs
„Der weiß, wo der Barthel den Most holt!“ Kennt einer alle Kniffe und Tricks, wird er über diese Redewendung charakterisiert. Was aber hat so ein Gerissener im Keller beim Traubensaft verloren? Rein gar nichts. Die Wendung führt uns hier irre: Most steht nicht für Traubensaft, sondern ist eine Entstellung vom rotwelschen Moos, das heute noch umgangssprachlich für „Geld“ steht. Rotwelsch war eine Gaunersprache, die zur Geheimhaltung gerne jiddische Wörter verwendete.
Manch einem, der beim Törggelen den „Nuien“ einem „Sußer“ vorzieht und über den Durst davon trinkt, kann am Morgen darauf schon ein Katerfrühstück vonnöten haben. Auch hier hat die Wendung gar nichts mit dem Katzenjammer zu tun, der Kater war unter Studenten ein flapsiger Ausdruck für „Katarrh“ als Folgeerscheinung von überschwänglichem Alkoholgenuss. Vom Kater verschont bleibt der Genießer, der auf seine Gesundheit bedacht nur antialkoholische Getränke zu sich nimmt. Allerdings gibt es diese gar nicht, wenn schon sind es alkoholfreie Getränke. Wohl aber kann er als Antialkoholiker bezeichnet werden, wenn er den Konsum von Alkohol strikt ablehnt.
Wer schon einen Kohldampf schiebt, dem kommt eine Törggelepartie gerade gelegen. Indessen hängt so ein Heißhunger mit Kohl und Dampf überhaupt nicht zusammen. Kohldampf ist aus den rotwelschen Wörtern „Kohler“ und „Dampf“ entstanden. Beide Wörter heißen „Hunger“, womit Kohldampf eigentlich „Hunger-Hunger“, also ganz besonders großer Hunger bedeutet.
Irreführend kann auch das Spanferkel sein, wenn man die Bezeichnung auf die Holzspäne zurückführen möchte, auf denen sie gebraten werden. Der Span im Spanferkel meint nämlich die Zitze einer Muttersau und spänen ist ein anderes Wort für säugen. Beim Wort Brosamen sind wir versucht, es auf „Brot“ und „Samen“ zurückzuführen. Eine falsche Fährte wäre dies, denn Brosamen leitet sich von brosem ab, was abgebrochene Stückchen bedeutet. In der Mehrzahl gibt es das Wort heute noch als Brösel, auch zerbröseln ist uns geläufig. Zu Unrecht zieren sich die Erdnüsse als Nüsse, denn sie gehören wie die Bohnen und die Erbsen zu den Hülsenfrüchten.