Treffen sich zwei Jäger ...
Im Herbst 2012 von Dr. Luis Fuchs
„Meran stemmt sich gegen die Krise“, titelte die Südtiroler Tageszeitung. Der Bericht bezog sich allerdings nicht auf resolutes Krisenmanagement der Stadtverwaltung, nur der Meraner Pferderennplatz war gemeint.
Stemmen lässt uns an einen Kraftakt denken, an ein Heben von schwerem Gewicht. Von der körperlichen auf die geistige Ebene wird neuerdings der Kraftaufwand gehoben, wenn das Wochenmagazin ff beispielsweise hinterfragt: „Warum gelingt es in diesem Staate nicht, wichtige und grundlegende Reformen zu stemmen?“ Anlässlich der Alpini-Adunata im Mai zollte ein Leser den Organisatoren großes Lob, weil sie die Megaveranstaltung ohne ernsthafte Zwischenfälle gestemmt hätten. Arbeit mit Stemmeisen in Holz kommt einem hierbei in den Sinn. „Vom Logos ins Leben gestemmt“ war eines der Motive für die sommerliche Kunstausstellung in Glurns. Da wir unter dem griechischen „logos“ durchwegs „Wort“ und „Vernunft“ verstehen, ist es schwer nachzuvollziehen, wie ein Abstraktum mit physischem Krafteinsatz etwas ins Leben zu stemmen vermag.
„Die Initiative des autofreien Radtags stieß auch heuer wieder auf großes Interesse.“ Ein Vorschlag stößt auf Verständnis, eine Aktion stößt auf Wohlwollen, die Idee stößt auf Zustimmung. Es ist erstaunlich, worauf man heute alles stoßen kann. Ursprünglich bezog sich dieses Wort auf einen Kraftakt: Der Stier stößt mit den Hörnern zu, der Habicht stößt auf seine Beute. Statt einen „Vorstoß zu unternehmen“ können wir auch ganz friedlich „die Initiative ergreifen“. Wenn wir auf „Verständnis stoßen“, so können wir dafür ohne Weiteres „Zustimmung erhalten“ oder auch „Lob ernten“.