Tschüss und Ciao
Im Winter 2012 von Dr. Luis Fuchs
Eine Passauer Schuldirektorin hat kürzlich an ihrer Schule ein Verbot für die Grußwörter Hallo und Tschüss erlassen. Als respektlos empfinde sie die Grußwörter, begründete sie die Maßnahme und außerdem sei das norddeutsche Tschüss alles eher als bayrisch. Sie bemühe sich, ihren Schülern gute Umgangsformen zu vermitteln. Mit dem bodenständigen Grüß Gott sollen die Schüler angemessenen Respekt gegenüber den Lehrpersonen bezeugen, und wer sich damit nicht anfreunden könne, möge Guten Tag und Auf Wiedersehen sagen.
Der Zwei-Silben-Gruß Hallo erschallt mittlerweile auch in unserem täglichen Umgang immer häufiger. Manche Sprachforscher nehmen an, mit dem Ruf Hol über! wären in früheren Zeiten Fähr- und Fuhrleute herbeigerufen worden. Aus dem Hol über! wäre zunächst das Holla und später das Hallo geworden. Mit der Verbreitung des Fernsprechwesens setzte sich neben dem englischen Gruß hello auch das Hallo im deutschen Sprachgebrauch durch.
Allerdings, wenn das unschuldige Tschüss von den Bayern als norddeutsche Unsitte abgetan wird, so befinden sie sich auf dem Holzweg. Tschüss kommt zwar vom niederländischen Adjus, welches aber vom spanischen Adios und dem französischen Adieu herrührt. Das hat wiederum etwas mit dem lieben Gott zu tun: ad deum heißt es auf Lateinisch, also zu Gott, Gott befohlen. Die Schwaben ihrerseits übernahmen das französische Adieu und sagen einfach Ade. Auch wir singen mit ihnen zu vorgerückter Stunde Ade zur guten Nacht …
Bei den Österreichern und Deutschschweizern ist das Ciao gut angekommen; es ist zurückzuführen auf das dialektale Wort für schiavo und wollte ursprünglich aussagen: Ich bin dein Sklave. Die Bereitschaft, als ergebener Diener jemandem zu Diensten zu stehen, drückt sich auch heute noch im Servus aus. Sag’ beim Abschied leise ’Servus’, nicht ’Lebwohl’ und nicht ’Adieu’, diese Worte tun nur weh, gemahnte uns einst Peter Alexander.