Zuwanderer
Im Herbst 2012 von Dr. Luis Fuchs
Nicht weniger als 44.362 Ausländer aus 134 Herkunftsländern leben zurzeit in Südtirol, dies entnehmen wir dem kürzlich aufgelegten Werk „Total alles über Südtirol“. In Meran liegt der Anteil der ausländischen Neubürger schon bei 16 Prozent. Werden sie mit offenen Armen aufgenommen oder begegnet man ihnen mit Argwohn? Wie gehen wir mit fremden Kulturen in unserem Sprachgebrauch um?
Unser Sprachschatz hat sich seit eh und je mit Wörtern aus entlegenen Weltgegenden bereichert. So hat das Wort „Zucker“ vom fernen Indien seinen Weg nach Europa gefunden, die „Zwetschge“ stammt aus Arabien und „Vanille“ aus Spanien.
Eine Reise zu den Wurzeln unserer Wörter führt uns in mancher Herren Länder. Bestimmte Hindernisse scheinen uns nicht nur spanisch, sie stammen auch aus Spanien. So hielten spanische Reiter die Feinde von ihren Stellungen ab und die spanische Wand ist ein aufstellbarer Sichtschutz. Waagrechte Metallpfeifen an Orgeln werden als spanische Trompeten bezeichnet. Ein verstellbarer Schraubenschlüssel ist dagegen ein Franzos.
Wie uns Berlusconi hinters Licht geführt hat, war nicht gerade die feine englische Art. Soll das Steak nur kurz angebraten und noch blutig sein, so verlange ich es englisch. Ist mir zu Tagesanbruch nach Ei mit Schinken, so bestelle ich ein englisches Frühstück. Wer auf Eier mit Kaviar und Mayonnaise steht, verlangt russische Eier. Beim Essen müssen wir nicht unbedingt aufs Lesen verzichten, wenn wir Russischbrot in Form von Buchstaben verspeisen. Hat einer Vorliebe für riskante Glücks-Spiele, für den ist das russische Roulette genau das Richtige. Kann ich einer Angelegenheit keinen Sinn abgewinnen, so kommt sie mir böhmisch vor. In Österreich gilt einer, der böhmisch einkauft, schlichtweg als Dieb. Immer dann, wenn es um die Vorspiegelung falscher Tatsachen geht, wird ein Türke gebaut. Sogar die Kastelruther Spatzen hätten getürkt, wirft man ihnen vor, die heile Schlern-Romantik ist angekratzt.