Angst vor dem Islam?
Im Winter 2015 von Robert Prenner
In letzter Zeit hat die Anti-Islam-Bewegung „Pegida“ in Deutschland Schlagzeilen gemacht und immer mehr Anhänger gewonnen. „Pegida“ steht für „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Die Anhänger dieser Gruppe nutzen die Angst vor dem islamistischen Terror, um auch Stimmung gegen Ausländer und Flüchtlinge zu machen. Abgesehen von den ausländerfeindlichen Parolen dieser Bewegung bleibt die Frage: Ist die Angst vor dem Islam wirklich berechtigt? Wenn wir an den gewalttätigen Islam des sogenannten „Islamischen Staates“(IS), der Boko Haram und der Al Qaida denken, ist diese Angst sicher berechtigt. Seit Monaten hält eine Welle bestialischer Verbrechen die Welt in Atem – verübt im Namen des Islam. Im Irak und Syrien massakrieren sie Tausende Opfer, Jesiden und Christen wie Schiiten. In Pakistan ermordeten sie 132 Schulkinder. In Nigeria löschten sie ein Dutzend Dörfer mitsamt den Einwohnern aus. Und zuletzt ist dieser Terror auch in Europa angekommen, mit den Anschlägen in Frankreich.
Man kann aber diese islamistischen Mörderbanden nicht mit allen Moslems gleichsetzen. Die überwiegende Mehrheit der Moslems ist friedliebend, sie fühlen sich selbst von den Islamisten bedroht. „Dieser Terror verleumdet Mohammed“, sagte ein Islamvertreter. Diese Gräueltaten hätten nichts mit dem Islam zu tun, sagt man. Aber auf die Moslems kommen schwere Zeiten zu. Vor allem die religiösen Führer des Islam werden sich einige grundsätzliche Fragen stellen müssen. Konkret geht es um Antworten auf Fragen wie: Gilt nach dem Koran das Tötungsverbot oder gilt es nicht? Sind Selbstmordattentäter Massenmörder oder Anwärter auf das Paradies? Ist das Abschlagen von Kopf und Gliedmaßen und das Auspeitschen Lehre des Islam oder nicht? Warum ist der Eintritt in den Islam frei, der Austritt dagegen nach der Scharia mit dem Tode bedroht? Warum dürfen Christen in Saudi-Arabien, dem Ursprungsland des Islam, keine Kirchen bauen, ja nicht einmal einen Gottesdienst feiern?
Daher widerspricht der Jesuit und Islamexperte Samir Khalil in einem Interview für Radio Vatikan der Ansicht, die Attentate der Islamisten hätten nichts mit dem Islam zu tun. Khalil bezeichnet das als „Augenauswischerei“. Es gebe nun einmal im Koran Verse, die zur Gewalt aufriefen und auf die sich die Extremisten berufen. Daher sei – neben dem Dialog und der Bildung – eine „Selbstkritik“ der Muslime notwendig und die Fähigkeit, den Koran kritisch zu interpretieren.