Danke, Benedikt!
Im Winter 2013 von Robert Prenner
Der angekündigte Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hat verschiedene Spekulationen ausgelöst. Viele wollten durchaus nur eine andere Erklärung für den Rücktritt sehen, als die vom Papst selbst gegebene: Der Papst sei getrieben, gescheitert, gezwungen zu gehen. Von Papst Johannes XXIII. wird überliefert, er habe gern sich selbst den Satz gesagt: „Giovanni, nimm dich nicht zu wichtig!“ Genau das mache Papst Benedikt, er nehme sich selbst nicht zu wichtig und mache daraus eine konkrete Entscheidung, schreibt Bernd Hagenkord SJ, der Leiter von Radio Vatikan. „Dieser Mann sieht nun, dass sein Körper nicht mehr kann, was er für unabdingbar für das Amt erachtet und zieht sich zurück. Das hat menschliche und geistliche Größe“, schreibt Hagenkord. „Das Amt sei wichtiger als er selbst. Er verändert damit das Papsttum und drückt ihm seinen Stempel auf“, so Hagenkord und schließt seinen Kommentar mit den Worten: „Danke, Benedikt!“
Ähnlich drückte sich der Berliner Bischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, aus. Benedikt habe das Papstamt auf eine gute Weise „entzaubert“ und durch seinen Amtsverzicht gezeigt, dass auch ein Papst nur ein Mensch ist. Dadurch habe Benedikt einen Maßstab gesetzt, „der auch für folgende Päpste richtungweisend ist“. Benedikt mache deutlich, „dass der eigentliche Herr der Kirche Jesus Christus ist“. Nach Meinung von Kardinal Walter Kasper beginnt nun eine „neue Phase des Papsttums“. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Veränderung im Amtsverständnis auch eine Veränderung in der Amtsführung mit sich bringen werde.
Mit Respekt und Anerkennung nehmen auch Vertreter der nicht-katholischen Bekenntnisse den Amtsverzicht des Papstes zur Kenntnis. Sie tun sich ja mit dem Papstamt in der gegenwärtigen Form schwer. Rowan Williams, bis 2012 anglikanischer Primas von Canterbury, sieht im Rücktritt des Papstes „einen wichtigen Schritt zur Entmythologisierung dieses Amtes hin zur Aufgabe des Papstes als Diener an der Einheit der Kirche“. Durch den Amtsverzicht bekomme das Papstamt eine „menschliche Dimension, die Hoffnung weckt“, sagen evangelische Stimmen. Dieser Schritt sei ein Ausdruck der Demut, die unsere Zeit so dringend brauche. Benedikt habe einen Meilenstein für Fortschritte in der Ökumene gesetzt und wohl ganz bewusst eine Bewegung eingeleitet, die ihm niemand zugetraut hätte, die aber auch nur von einem so begnadeten Theologen ausgehen könne.