Erntedank - reich an Erbarmen
Im Herbst 2016 von Walter Depaoli
Erntedank – ein Anlass, der es uns leicht macht, uns an Gottes Barmherzigkeit zu erinnern.
Wie deutlich zeigt uns die Fülle der Gaben, dass wir nur einen kleinen Teil dazu beigetragen haben. Eine Kältewelle im Frühjahr kann bei verschiedenen Obstsorten einen Ernteausfall hervorrufen oder die Ernte zumindest stark reduzieren! Wie schnell merken wir in einem heißen Sommer, dass wir auf Regen angewiesen sind! Wie heftig kann ein Sturm unsere Erwartungen und Pläne durcheinander bringen! Wie stark wird unsere Geduld strapaziert, wenn der Samen nicht aufgehen will! Wie groß wird die Angst, wenn die Erträge gering ausfallen! So beschreiben die Begriffe Kälte, Fülle, Hitze, Trockenheit, Unwetter, Angst ganz konkrete Situationen, wo wir Gottes Barmherzigkeit erfahren dürfen – sei es, dass wir sie geschenkt bekommen, sei es, dass wir davon verschont bleiben, sei es, dass wider Erwarten doch noch alles gut wird.
Das Stichwort „Barmherzigkeit“ (als Ende des außergewöhnlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit wurde am letzten Sonntag die Heilige Pforte im Petersdom geschlossen – weltweit bleibt einzig die Heilige Pforte von Bengui, der Hauptstadt im Zentralafrikanischen Staat, offen) beschreibt die Barmherzigkeit Gottes in vielfältiger Wirkung; sie wird spürbar und sichtbar.
In einer Welt, in der die größten Börsenspekulationen mit Nahrungsmitteln getätigt werden, in der Kredite dann gewährt werden, wenn die Wasserverteilung privatisiert wird, werden solche Worte regelrecht verhöhnt. Erntedank ist Erinnerung an die Verpflichtung, dass Lebensmittel gerecht verteilt werden und keine Bereicherungs- oder Spekulationsobjekte sein dürfen.
Gottes Barmherzigkeit ist hörbar in den Erzählungen von Gottes Bund mit seinem Volk, seiner Liebe und Treue, seiner Vergebungsbereitschaft, seinem Erbarmen, das er denen gewährt, die vom Weg abgekommen sind, und seiner steten Einladung, ihn zu suchen.
In welcher Weise erzählen wir von der Barmherzigkeit Gottes? Welche Erfahrungen verbinden wir damit und wo haben wir von ihr gehört? Wie praktisch setzen wir den Ruf Jesu um: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und Lasten zu tragen habt, ich werde euch Ruhe verschaffen.“(Mt 11,28)?