Fünf Finger genügen
Im Sommer 2010 von Werner Axmann
Irgendwann muss man aufräumen. Es sammelt sich ja so allerhand an.
Im Laufe eines Tages oder einer Woche werden wir nämlich ganz schön zugemüllt. Mit Schlagzeilen und Werbesprüchen. Mit Nachrichten und Bildern. Mit Melodien und Angeboten. Mit Telefonaten und Terminen. Was schwirrt uns nicht alles im Kopf herum? Nicht alles, was wir erfahren, ist wichtig. Manches ist belanglos. Nicht alles, was wir erleben, macht uns Freude. Manches macht uns Angst. Oder versetzt uns in Wut. Nicht alles, was wir anpacken, gelingt. Manchmal sind wir enttäuscht. Fehlentscheidungen machen uns zu schaffen.
Beziehungen entstehen. Wir sind glücklich. Beziehungen zerbrechen. Wir leiden. Gefühle stauen sich in uns auf. Vorurteile behindern uns. Erfolge versetzen uns in Hochstimmung, Misserfolge stürzen uns in eine Krise. Vorsätze geraten in Vergessenheit und bleiben auf der Strecke. Verpflichtungen müssen eingehalten werden.
Wir reißen uns zusammen. Wir lassen uns gehen. Wir sind begeistert bei einer Sache. Und dann wieder haben wir zu nichts mehr richtig Lust.
Das alles spielt sich in uns ab. Unser Innenleben gleicht einer unaufgeräumten Wohnung. Vieles liegt herum, nur nicht da, wo es hingehört. Einiges liegt im Weg, anderes müsste entsorgt werden. Wir finden uns nur schwer zurecht.
Um da Ordnung zu schaffen, hilft uns eine Zeit der Besinnung. Zeit, die wir uns nehmen. Etwa am Abend. Oder am Wochenende. Oder im Urlaub. Zeit, in der wir ungestört für uns allein sind und zur Ruhe kommen können. Eigentlich geht das überall. Auf einem Spaziergang. Im Wartezimmer. Auf einem Parkplatz. Oder in der Badewanne.
Für diese Art der Besinnung brauchen wir keine schriftliche Anleitung. Fünf Finger genügen:
Ich nehme meine linke oder rechte Hand, richte den Daumen auf und frage mich: Was war heute oder in letzter Zeit richtig gut? Was ist mir gelungen?
Als Nächstes kommt der Zeigefinger. Er lässt mich fragen: Worauf muss ich achten?