Hast du Zeit für mich?
Im Winter 2020 von Pater Benedikt Laib
Wir stehen noch ganz unter dem Eindruck des Jahreswechsels. Wir haben einen Wechsel vollzogen und Neuland betreten. Wir. Wer sind wir? Nur die Christen? Vor 30 Jahren war ich zu Silvester in Israel. Die Pilger baff erstaunt: Kein Feuerwerk, nichts los! So sind wir Christen hier also unter uns und müssen uns fragen: Was bedeutet uns, dass wir unsere Jahre nach Christus zählen? Immer wieder höre ich: Was hat dieser Wechsel der Zeitrechnung gebracht? Sind etwa bessere Zeiten angebrochen? Wenn nicht, dann sind die schuld, die ihren Namen und ihre Jahre nach Christus benennen. Ein Wort von Mahatma Gandhi, der sehr enttäuscht Christen als Kolonial-herren erlebte, besagt: „Wenn alle Christen einen Tag wie Christus leben würden, wären am nächsten Tag alle Menschen Christen“. Ja, dieser Jahreswechsel sollte uns nachdenklich machen: War das zurückliegende Jahr 2019 spürbar ein „Annus Domini“, ein Jahr des Herrn, wo wir uns in den Dienst Christi gestellt haben, um der Zeit ein christliches Siegel zu geben, oder haben uns ganz andere Interessen in Beschlag genommen?
Und es steht die Frage im Raum: Was hat Christus Neues gebracht? Geht von ihm eine Zeitenwende aus? Ja, sogar eine Gewaltige: „damals – als gott – im schrei der geburt – die gottesbilder zerschlug“ (Kurt Marti). Wer in aller Welt sucht Gott in der Krippe? Wer sucht Gott in der Armut, der Demut, der Hilflosigkeit eines Kindes? Gott der sich uns Menschen angleicht, weil ein Retter und Arzt nicht aus der Distanz, sondern nur „hautnah“ retten und heilen kann. Jeder, auch der Arme, der Schwache ist von Gott geliebt. Er ist Retter, weil wir aus uns Verlorene sind, denen nur die Unterwelt als letzter Ort bleibt.
Und Christus will neue Menschen, die fortsetzen, was er in 33 Jahren begonnen hat. An uns liegt es, dass das neue Jahr, ein Jahr des Herrn wird. Christi Vorbild steht uns vor Augen, sein Beistand und Weggeleit sind uns sicher. So lasst uns als Christen aktiv ins Neuland 2020 gehen, mit Hoffnung und Mut. Legen wir es in seine Hände!