Stechpalme
Ilex aquifolium L.
Im Winter 2011 von Dr. Wilhelm Mair
In Merans Gärten und Parkanlagen ist die Stechpalme häufig anzutreffen. Ihre korallenroten Früchte, die sich kontrastreich vom dunklen Laub abheben, machen sie zu einem sehr beliebten Zierbaum. Mit Palmen ist die Pflanze allerdings nicht verwandt. Der deutsche Namensteil „Palme“ lässt sich vielmehr von der Tradition ableiten, dass am Palmsonntag mangels echter Palmen Zweige von immergrünen oder zu dieser Jahreszeit bereits ergrünten Pflanzen (Weiden -„Palmkätzchen“, Buchsbaum, Stechpalme) gesegnet wurden.
Die Stechpalme, auch Gewöhnliche und Europäische Stechpalme genannt, ist die einzige in Süd-, West- und Mitteleuropa heimische Vertreterin aus der Familie der Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae). In Südtirol gibt es nur in der Gegend von Salurn einen natürlichen Standort, dort wächst der Strauch als Unterholz im schattigen Hopfenbuchenwald am luftfeuchten Nordwesthang des Geierberges und steht unter Schutz.
Die Stechpalme ist ein immergrüner, ein- oder mehrstämmiger Strauch oder ein bis 10 m hoher, dicht beasteter Baum mit kegel- oder pyramidenförmiger Krone. Der aufrechte und gerade Stamm hat eine glatte Rinde, die bei den Jungtrieben grün ist und später grau wird. Die wechselständigen, kurz gestielten, derb ledrigen, stark glänzenden, dunkelgrünen Blätter sind je nach Alter der Pflanze sehr veränderlich. Junge Blätter sind am Rande gewellt und spitzgezahnt, ältere sind ganzrandig, eben und nur mit einem Endstachel versehen. Stechpalmen sind ein- oder zweihäusig, die unscheinbaren Blüten sind mattweiß und stehen in Dolden in den Achseln vorjähriger Blätter. Sie erscheinen von April bis Juni. Die Frucht ist eine viersamige kugel- bis eiförmige, korallenrote, kleine Steinfrucht, die bis zum Frühjahr an den Ästen bleibt und dem Baum in der winterlichen Umgebung einen besonderen Reiz gibt. Vögel fressen die Früchte gerne, sobald sie durch Frost weich geworden sind, und sorgen für die Verbreitung der Samen. Die Stechpalme kann sehr alt werden (Angaben von bis zu 300 Jahren). Für den Menschen sind alle Pflanzenteile giftig, besonders die Früchte; sie verursachen Brechreiz, Durchfall und Lähmungen.
Das weiße Holz ist für Einlegearbeiten, Furniere und Musikinstrumente sehr geschätzt. Früher wurden auch Peitschenstiele und Spazierstöcke gefertigt, sowie aus der Rinde Leim für die Ruten der Vogelfänger gewonnen.
Im Handel werden heute zahlreiche Kultursorten angeboten und als Ziersträucher angepflanzt; sie zeichnen sich durch verschieden geformte und gefärbte Blätter oder durch unterschiedliche Wuchsformen aus.
Die Stechpalme wird häufig mit der Duftblüte (Osmanthus) verwechselt (diese wurde im Meraner Stadtanzeiger 19 vom 07.10.2011 beschrieben). Unterscheidungsmerkmale sind die Rinde der Jungtriebe, die bei der Stechpalme grün, bei der Duftblüte immer grau ist, und die Anordnung der Blätter, die bei der Stechpalme wechselständig, bei der Duftblüte gegenständig ist.