Jakobi auf der Penaud Alm
Almfest auf der größten Gemeinschaftsalm Europas
Im Sommer 2012 von Helmuth Tschigg
Die oberflächenmäßig größte bewirtschaftete Interessentschaftsalm liegt im Schnalstal oberhalb von Kartaus. Dort, vom großen Parkplatz im Dorf, führt rechts eine Straße den Berg hinauf, auf der man nach 10 Minuten Fahrzeit zur Schranke und zu den Wegweisern für die Klosteralm und die Penaud Alm kommt.
Ab jetzt geht’s über einen Interessentschaftsfahrweg immer gleichmäßig bergan. 775 m Höhenunterschied habe ich gemessen, als wir nach zwei Stunden bei der Almhütte auf 2.323 m ankamen. Über die Hälfte des Weges liegt im Schatten und der wildromantische Penauder Bach begleitet den Wanderer. Eine Wanderroute für heiße Tage!
Im oberen Teil gibt es zwei weite, flache Talsohlen, in denen Tausende weiße Disteln, die „Stachelige Kratzdistel oder Alpenkratzdistel“, und Eisenhut den Bach säumen.
Auf halbem Weg der Wanderung, wo nach dem Gatter die Weidefläche der Interessentschaft beginnt, wurde im Herbst anstelle des alten ein neues, schönes Wegkreuz errichtet.
Die Penauder Alm ist auch von Latsch aus erreichbar. Man fährt mit der Seilbahn nach St. Martin im Kofel und wandert entweder über die Vermoispitze (2.929 m) oder über das Niederjöchl (2.662m). Von der Alm aus kann man zum Wetterkreuz aufsteigen und weiter über die „Augengläser Seen“ zum Zerminiger mit seinen 3.109 m Höhe.
Nach dem zweiten steileren Anstieg von Kartaus hinauf biegt man um einen Hügel herum und hat plötzlich das ganze Talende vor sich: Eine weit ausladende Mulde mit üppigen Wiesen, durchschlängelt vom glasklaren Bach. Links oben haben sich die 30 Pferde auf eine Kuppe zurückgezogen. Die 10 Kühe und 70 Stück Galtvieh sieht wahrscheinlich nur das geübte Auge des Hirten. Auch von den 300 Schafen, die hier auf der Alm sind, sieht der Städter nichts.
„Diese Interessentschaft ist die größte und höchste ganz Europas“, erzählt Franz Waldthaler, der neue Almmeister, „sie hat 1.321 ha geschlossene Almfläche“. Interessanterweise sind die 59 Eigentümer der 131Anteile - bis auf drei Ausnahmen - keine Schnalser. Es sind Bauern aus Kastelbell, Tschars, Galsaun, Staben und Juval. Prominentester Teilhaber ist Reinhold Messner, der Nebenerwerbsbauer!
Die Almbewirtschaftung wird immer schwieriger, weil die Vinschger Talbauern Obstbauern geworden sind und nur mehr wenig Vieh halten. Deshalb muss sich der Pächter der Alm bemühen, von anderen Bergbauern Vieh zu bekommen. Die Almen werden meistens verpachtet und der Pächter muss einen Pachtzins und einen Betrag für das Milchvieh zahlen. Für Pferde, Jungvieh und Schafe müssen hingegen die Besitzer derselben dem Pächter ein Weidegeld entrichten.
Die Interessentschaft bekommt außerdem noch EU-Fördermittel, von welchen aber nur wenig für die Almwirtschaft abfällt. Die österreichischen Almen stehen viel besser da, sie können sogar Weidegeld bezahlen statt kassieren zu müssen, was dazu führt, dass viele Südtiroler Schafe auf österreichische Almen gebracht werden.
Der Almpächter muss das Vieh fachmännisch beaufsichtigen und pflegen. Dafür kann er die Milchprodukte verkaufen und die Gastwirtschaft betreiben.