Notruf 112 feiert Jubiläum
Im Herbst 2023 von Dr. Luis Fuchs
„Eins und eins macht zwei, Hilfe kommt herbei.“ Mit dieser Eselsbrücke können auch Kinder die Notrufnummer 112 leicht merken. Das 50-Jahre-Jubiläum dieser Nummer steht heuer an. Das bedeutet also, dass sich bereits seit fünfzig Jahren die Bürger, wenigstens in Deutschland, in Notfällen hier Hilfe holen konnten. Dies ist den Eltern eines kleinen Jungen zu verdanken. Im Jahre 1969 wurde der achtjährige Björn auf dem Heimweg vom Schwimmbad von einem Auto angefahren. Der Krankenwagen brauchte fast eine Stunde zum Unfallort. Der Junge starb, doch nicht an seinen Verletzungen, sondern an einem Schock. Seine Eltern Ute und Siegfried Steiger gründeten noch im Jahr des Unfalls die Björn-Steiger-Stiftung, die zur treibenden Kraft für ein besseres Rettungswesen mit einheitlicher Notrufnummer in der Bundesrepublik Deutschland wurde. Im September 1973 wurde dann unter dem damaligen Bundeskanzler Willy Brandt die Einführung der einheitlichen Notrufnummer 112 beschlossen. Die Nummer 112 ist mittlerweile als „Euronotruf“ länderübergreifend in der EU und darüber hinaus erreichbar. Am 11. Februar findet jährlich der „Europäische Tag des Notrufs“ statt, um auf die europäische Gültigkeit der Rufnummer 112 aufmerksam zu machen.
Es war gleicherweise eine Notsituation, die den Anlass zur Gründung des Südtiroler Landesrettungsvereins „Weißes Kreuz“ gab. Der Eppaner Gemeindearzt Johann Nicolussi-Leck litt Mitte der 1960er-Jahre an einem Herzleiden. Auf der Fahrt in die Innsbrucker Klinik hatte der Krankenwagen aufgrund der winterlichen Straße eine Panne. Angesichts dieser Notsituation schwor sich der Arzt, falls er gesund werden sollte, einen effektiveren Rettungs- und Krankentransport in Südtirol aufzubauen. Nikolussi-Leck gesundete und brachte es fertig, mit Hilfe von einigen rührigen Bürgern im August 1965 in Bozen den Verein „Weißes Kreuz“ zu gründen. Im Jahr 1974 wurde der Rettungsverein vom Staat als privatrechtliche juristische Person anerkannt. Dafür hatte sich der Abgeordnete Dr. Roland Riz jahrelang eingesetzt, wofür er auch Ehrenmitglied des Weißen Kreuzes geworden ist.
Die Notrufnummer fällt uns ins Auge, sobald wir ein Fahrzeug des Weißen Kreuzes oder Roten Kreuzes, der Feuerwehr oder Bergrettung zu Gesicht bekommen. Die Nummer 112 dürfte also in Notsituationen in unserem Gedächtnis jederzeit abrufbar sein. Einzelne Textil-Marken bieten Sportbekleidung mit dem Aufdruck oder der Bestickung der Notfallnummer an; die Südtiroler Marke Sport Mayrl führt eigene Socken mit integrierter Nummer 112 im Sortiment.