Unser Alltag ohne Algorithmen – undenkbar
Im Sommer 2023 von Dr. Luis Fuchs
Papst Franziskus wandelt in strahlend weißer Soutane auf einem schmalen Wanderpfad. Die imitierte Südtiroler Landschaftskulisse mit tiefblauem Himmel, üppigem Grün und wuchtigen Bergen fällt wirkungsvoll ins Auge. Das Motiv wirkt realitätsnah, doch ist es mittels eines Algorithmus von KI (Künstliche Intelligenz) generiert worden. Der Vinschger Markus Pobitzer, Informatikstudent an der ETH Zürich, hat anhand von Text-Bildpaaren durch einen Algorithmus neue beeindruckende Südtirol-Bilder erstellen lassen.
Doch was können wir Laien uns unter einem Algorithmus vorstellen? Ein Algorithmus ist eine Reihe von Anweisungen, die verwendet werden, um Probleme zu lösen oder Aufgaben zu erledigen. Algorithmen bestehen aus durchwegs vielen, exakt definierten Einzelschritten. Hauptsächlich in der Informatik werden Algorithmen verwendet und in Form von Programmen dargestellt. Deshalb werden sie auch oft nur mit dem modernen Informationszeitalter in Verbindung gebracht. Was aber ein Trugschluss ist, denn die Methode, ein Problem durch strukturierte Herangehensweise zu lösen, ist nicht neu.
Bereits im 9. Jahrhundert n. Chr. prägte der arabische Universalgelehrte Muhammad al-Chwarizmi (ausgesprochen „Algorismi“) den Namen des Algorithmus. Im Jahre 825 erschien das auf Arabisch geschriebene Lehrbuch „Über das Rechnen mit indischen Ziffern“. In Europa wurde im Mittelalter die lateinische Übersetzung des Buches veröffentlicht; es beginnt mit den Worten: „Dixit Algorismi“ („Algorismi hat gesagt“). Der Begriff „Zahl“ heißt im Griechischen „arithmos“. Das „s“ des Algorismi wurde durch das griechische „th“ ersetzt und so ergab sich das Wort „Algorithmus“. Dem Iraner, der uns die Zahlen aus Indien gebracht hat, die wir arabische nennen, verdanken wir also den Begriff „Algorithmus“.
Im Alltag machen wir uns die Algorithmen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Auto, zunutze. Gerade moderne Fahrzeuge sind mit zahlreichen, auf Algorithmen basierenden Funktionen ausgestattet. Schon jetzt verfügen die meisten Neuwagen über 100 unterschiedliche Steuergeräte. Dazu gehören der Einparkassistent und das Navigationssystem. Orientierten wir uns vor drei Jahrzehnten auf der Urlaubsfahrt noch anhand kiloschwerer Straßenkarten, so geben wir nunmehr einfach nur unsere Zieladresse im Navi ein. Heute sind bereits Systeme in unserem Autofahrer-Alltag im Einsatz, die den Abstand unseres Fahrzeugs automatisch einhalten. Sie legen eine Vollbremsung ein, wenn eine mögliche Kollision droht und die lenkende Person nicht rechtzeitig reagiert.